Vertragsärzte richten Impfappell an Bevölkerung

Düsseldorf – Einen Appell zur Wahrnehmung sowohl von Coronaauffrisch- als auch Grippeschutzimpfungen richtete heute Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), an die Bevölkerung.
Insbesondere chronisch Kranke und Seniorinnen und Senioren sollten die Risiken von Atemwegserkrankungen ernst nehmen und sich bei entsprechender Indikation in den Haus- oder Facharztpraxen impfen lassen, so Bergmann.
Es sei der „falsche Zeitpunkt für Impfmüdigkeit“, warnte auch Viola Gräfe, Datenanalystin bei der KVNO. Im kommenden Winter drohe eine „starke Dreifachbelastung“ durch COVID-19, Influenza und Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen (RSV) – möglicherweise erneut in Verbindung mit Arzneimittelengpässen.
Zusätzlich erschwerend könne der Umstand wirken, dass es weder Maskenpflicht noch sonstige Schutzmaßnahmen gebe. Wenn der vorherige Winter als Maßstab dient, könnten erneut insbesondere die pädiatrischen Praxen sowie die Notdienststrukturen stark beansprucht werden, betonte Gräfe.
Carsten König, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVNO, sprach von einem „schleichenden Rückgang bei den Impfungen“. Dabei sei die Ausgangslage grundsätzlich gut, da bei den verfügbaren Vakzinen derzeit einiges in Bewegung ist. So gebe es aussichtsreiche Impfstoffe gegen RSV sowie an die aktuellen Virusvarianten angepasste Coronaimpfstoffe.
Kritisch stelle sich aus Sicht der Praxen allerdings der Umstand dar, dass es trotz mehrfacher entsprechender Hinweise der Niedergelassenen nach wie vor bei Großpackungen mit dem angepassten COVID-19-Impfstoff bleibe.
Dies sei „hochärgerlich und überhaupt nicht nachvollziehbar“, so König. So entstehe nun wieder großer Termin- und Koordinierungsaufwand – zudem werde der Verfall und Verwurf nicht genutzter Chargen billigend in Kauf genommen.
In Erwartung der winterlichen Infektionswellen will die KVNO im Dezember und Januar wieder Videosprechstunden für erkrankte Kinder anbieten. Damit sollen Kinderarztpraxen – aber auch die zentralen Notaufnahmen in den Krankenhäusern – entlastet werden, wie Bergmann sagte.
Im vergangenen Winter habe man sehr gute Erfahrungen mit dem Angebot gemacht: Fast die Hälfte der mehr als 2.300 Onlineberatungen binnen sieben Wochen sei so abschließend gewesen, dass im Anschluss keine Notdienstpraxis zur weiteren Behandlung aufgesucht werden musste.
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