Videospiele sollen Bewohner von Pflegeheimen fit halten

Hannover – Therapeutische Videospiele sollen die Lebensfreude und Beweglichkeit von Senioren in Pflegeheimen fördern. Nach einer Pilotphase wird die speziell für Ältere entwickelte Spielekonsole „MemoreBox“ nun bundesweit in 100 Pflegeeinrichtungen eingeführt, wie die Barmer heute mitteilte.
Die wissenschaftliche Evaluation werde fortgesetzt. Nach ersten Ergebnissen können die Spiele die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit stärken. Die Konsole wird an den Fernseher oder Beamer angeschlossen und mithilfe einer Kamera allein über Gestensteuerung bedient.
Drei Mal in der Woche werden in 100 von der Barmer ausgesuchten Heimen Senioren mit der „MemoreBox“ spielen. Forscher der Berliner Humboldt-Universität kontrollieren regelmäßig mögliche körperliche und geistige Veränderungen sowie ihre Lebenszufriedenheit. Im Spieleangebot der Konsole finden sich etwa Kegeln und Tischtennis, aber auch Singen und Tanzen. Die Spiele sind auch zu zweit und in der Gruppe möglich.
Die Firma RetroBrain, die 2016 die „MemoreBox“ auf den Markt gebracht hat, sieht laut Manager Jan Brandis auch Einsatzmöglichkeiten in geriatrischen Abteilungen von Krankenhäusern, der Psychiatrie oder Behindertenwerkstätten. Die Games weckten den Spieltrieb, der in jedem steckt, sagte er. Es gehe nicht ums Gewinnen. „Das Schöne ist, man kann hier nichts falsch machen und wird gelobt.“
Die „MemoreBox“ sei in Europa nicht das erste Projekt seiner Art, sagte Clemens Becker von der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG). In Pflegeheimen in den Niederlanden seien Spiele der Firma SilverFit breit etabliert. „Man kann damit nicht Physiotherapie ersetzen“, betonte der Experte aus Stuttgart. Studien hätten erwiesen, dass Senioren beim Videospielen doppelt so lange üben. Für die Arme sei dies toll, im Stehen gebe es allerdings eine Sturzgefahr, gab der Mediziner zu bedenken.
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