Viel Diskussionsbedarf beim Thema Sterbehilfe
Frankfurt/Berlin – Der Präsident der Landesärztekammer Hessen (LÄKH) hat die Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) und die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) scharf kritisiert. Beide Organisationen haben eine Sterbehilfe-Kampagne initiiert. Bestandteil sind unter anderem Großplakate, auf denen Prominente für das Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende eintreten. „Dass Hilfe zur Selbsttötung durch ansprechende Plakate und die Umschreibung ‚letzte Hilfe‘ werbewirksam zu etwas Schönem stilisiert wird, ist völlig realitätsfern“, erklärte LÄKH-Präsident Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach.
„Auch wenn Schauspieler, Liedermacher und andere Prominente in der Kampagne Tötung und (Beihilfe zur) Selbsttötung zum gesellschaftlichen Konsens zu erheben versuchen – Tötung bleibt Tötung, egal durch wen“, so der Kammerpräsident.
Gleichzeitig wendet sich von Knoblauch zu Hatzbach entschieden gegen den Vorschlag, Ärzten gesetzlich die Möglichkeit zu geben, Beihilfe zur Selbsttötung zu leisten. „Unsere Aufgabe ist es, den Patienten zu helfen – die vermeintliche ‚letzte Hilfe‘ durch ein todbringendes Medikament gehört definitiv nicht dazu“, verwies der hessische Ärztekammerpräsident.
In dem Bestreben, Tötung auf Verlangen zu legalisieren, bürdeten die Befürworter des assistierten Suizids Ärzten die Verantwortung auf und ließen sie – wie auch immer eine bürgerliche Gesetzgebung aussehen möge – mit der Schuldfrage allein, kritisierte von Knoblauch zu Hatzbach. Bei der Forderung nach legalisierter Sterbehilfe werde die grundsätzliche Einstellung zum Leben berührt. „Dies ist weder der Stoff für eine Werbekampagne noch die Frage eines wie auch immer gearteten Kompromisses“, machte der Präsident deutlich.
Abgeordnetengruppe will Suizid-Beihilfe unter Bedingungen erlauben
Unterdessen will eine Abgeordnetengruppe um Bundestagsvizepräsident Peter Hintze (CDU) sowie die SPD-Fraktionsvizes Carola Reimann und Karl Lauterbach am Donnerstag offiziell neue Vorschläge in die Sterbehilfe-Diskussion des Bundestages einbringen. Wie die Welt am Mittwoch berichtet, hat die Gruppe in ihrem Positionspapier Bedingungen formuliert, unter denen sie eine ärztliche Beihilfe zum Suizid erlauben will.
Auch Renate Künast (Grüne) hat ihre Pläne zur Genehmigung von Sterbehilfe-Vereinen konkretisiert. Nötig sei lediglich, angesichts dieses relativ neuen Phänomens „einige Klarstellungen im Vereinsrecht vorzunehmen“, sagte die Vorsitzende des Bundestagsrechtsausschusses der „Welt“. Man müsse „verdeutlichen, dass solche Vereine keine kommerziellen Interessen verfolgen dürfen“. Derzeit arbeite sie „mit Kollegen an entsprechenden Formulierungen“, so die Politikerin.
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