Viele Abbrecher in Pflegeausbildung: Kammer will Freiwilligenjahr

Mainz – Nach Angaben der Pflegekammer Rheinland-Pfalz geben rund 30 Prozent der Auszubildenden in der Pflege vorzeitig auf. „Die Zahl der Ausbildungsabbrüche in den Pflegeberufen bezieht sich auf den bundesweiten Durchschnitt laut Bundesfamilienministerium (BMFSFJ)“, erklärte die Kammer.
Häufiger Grund sei ein Realitätsschock: Die tatsächlichen Anforderungen im Pflegealltag wichen deutlich von den Erwartungen ab, teilte die Kammer gestern in Mainz mit. Berufliche Belastungen und Verantwortung würden hingegen vielfach unterschätzt. Laut Kammer könne ein freiwilliges Engagement im Rahmen eines sozialen Jahres im Vorfeld sinnvoll sein, um ein realistisches Bild des Berufs zu erhalten. Die verpflichtende Einführung eines solchen Gesellschaftsdienstes wird allerdings zurückhaltend betrachtet.
„Im Praxisfeld müssen für Auszubildende geeignete Unterstützungen geschaffen und vollständig finanziert werden“, sagte Pflegekammerpräsident Markus Mai. Es brauche eine gute Ausbildung, um die Zukunft der Pflege abzusichern.
Zudem bedürfe es im allgemeinen Wettbewerb um Fachkräfte verlässlicher Rahmenbedingungen. Dazu zählten unter anderem planbare Arbeitszeiten, eine bessere Vereinbarkeit von Kindern und Karriere sowie ausreichend Personal, um spontane Einsätze als sogenannte Springer zu reduzieren.
Darüber hinaus könnten sozialpädagogische Angebote in Pflegeschulen nützlich sein, so die Landespflegekammer. So ließen sich Probleme erkennen und entsprechend Unterstützung anbieten. Auch politische Initiativen, etwa für junge Menschen mit Unterstützungsbedarf, könnten gegen Ausbildungsabbrüche und Fachkräftemangel helfen.
Landespflegekammern gibt es aktuell in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Voriges Jahr scheiterte in Baden-Württemberg die Gründung einer solchen Kammer.
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