Viele Missverständnisse beim Thema Kinder-Reha
Halle – Über Missverständnisse beim Übergang von der Kinder- und Jugendmedizin in die Kinder-Rehabilitation berichten Wissenschaftler der Universität Halle. „Ärzte und Gutachter stimmen in fachlichen Fragen wie etwa der Einschätzung eines Reha-Bedarf häufig überein. Es fehlt ihnen jedoch eine gemeinsame Sprache, um sich zu verständigen“, meint die Reha-Wissenschaftlerin Nadine Schumann aus dem Institut für medizinische Soziologie der Universität.
Gefördert von der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland hat sie 49 niedergelassene Pädiater in Einzelinterviews oder in sogenannten Fokusgruppen befragt. Die Ergebnisse zeigen laut Schumann, wie schwer eine Verständigung über die Sektorengrenzen hinaus ist. „Die niedergelassenen Ärzte sind unsicher, wie sie den Rehabedarf von Kindern und Jugendlichen richtig einschätzen und dokumentieren können. Auch verstehen sie nicht, warum der Reha-Träger die eine Maßnahme ablehnt, eine andere jedoch genehmigt“, erläutert sie ihre Ergebnisse.
Insbesondere die Standardsätze in den Ablehnungsbescheiden von Reha-Trägern tragen offenbar zur Verwirrung bei: „Die üblichen Formeln klären den Arzt nicht auf. Viele Ärzte erleben die Beantragung und Antragsentscheidung als undurchsichtig und willkürlich“, so Schumann. Sie fordert daher, die Formulare zu überarbeiten. Bei der Abfrage des wichtigen Reha-Ziels beispielsweise sei Platz für nur etwa drei Begriffe vorgesehen. Dies lade den Kinderarzt nicht ein, den Befund sozialmedizinisch umfassend darzulegen, so die Wissenschaftlerin.
Viele Ärzte erlebten das Verfahren außerdem als bürokratisch und zeitaufwendig. „Die Antragszahlen in der Kinder- und Jugendrehabilitation entsprechen nicht immer dem tatsächlichen Bedarf“, sagte Ina Ueberschär, stellvertretende Geschäftsführerin und leitende Ärztin bei der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland. Kinder- und Jugendärzte seien wichtige Lotsen im System, um dies zu ändern, appelliert sie an die Mediziner.
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