Viele psychisch Kranke in Südafrika nach Verlegung gestorben
Kapstadt – In Südafrika sind 94 psychisch kranke Patienten an den Folgen von Vernachlässigung und Fehlbehandlungen gestorben, nachdem sie von Behörden an unqualifizierte Einrichtungen überstellt worden waren. Das geht aus einem heute veröffentlichten Untersuchungsbericht des zuständigen Gesundheitsombudsmanns Malegapuru Makgoba hervor, aus dem afrikanische Medien zitieren. Den Angaben zufolge handelt es sich um eine vorläufige Bilanz. Da einige Leichen noch von Angehörigen identifiziert werden müssen, könnte die Opferzahl weiter steigen.
Rund 1.300 Patienten waren im vergangenen Jahr aus dem Privatkrankenhaus Life Esidimeni in Johannesburg in kleinere Einrichtungen verlegt worden. Ein Vertrag der örtlichen Gesundheitsbehörden der Provinz Gauteng mit der Klinik sei vorzeitig aufgelöst worden, um Kosten zu sparen. Die Aufkündigung des Vertrags mit der etablierten Klinik und die rasche Verlegung sei „chaotisch“ und „übereilt“ gewesen, heißt es. Die Provinz Gauteng umfasst unter anderem die Hauptstadt Pretoria und die Wirtschaftsmetropole Johannesburg.
Wie Makgoba dem Radiosender Cape Talk erklärte, hatte keine der 27 Einrichtungen eine Lizenz für die Behandlung psychiatrischer Patienten. Einige hätten zudem ohne jegliche Zulassung Operationen vorgenommen. Dem Bericht zufolge starben fast alle Opfer aufgrund von Unterernährung oder falscher Medikation. „Sie starben an Dehydrierung, Diarrhö, Epilepsie und anderen Ursachen“, wird Makgoba zitiert. Nur eine Person sei den Folgen ihrer psychischen Erkrankung erlegen.
Nach Angaben des Ombudsmanns seien in einigen Pflegeeinrichtungen die Rechte der Patienten und Familien „komplett missachtet“ worden. Bisher kam es laut Medienberichten zu keiner Anzeige oder Verhaftung. Die Polizei habe jedoch Ermittlungen aufgenommen.
In seinem Bericht empfiehlt Makgoba eine Untersuchung der beruflichen Eignung der betroffenen Beamten, darunter die für die Provinz Gauteng zuständige Provinz-Gesundheitsministerin Qedani Mahlangu. Mahlangu erklärte heute ihren Rücktritt.
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