Viele Regierungsberater in Polen aus Protest an Coronapolitik zurückgetreten

Warschau – Weil ihre Empfehlungen in der Coronakrise von der polnischen Regierung nicht ausreichend berücksichtigt worden seien, ist ein Großteil der Regierungsberater für die Pandemie zurückgetreten.
13 der 17 Mitglieder des Coronaberatungsausschusses erklärten aufgrund des „mangelnden Einflusses“ ihrer Empfehlungen auf die Regierung ihren Rücktritt. Die Ankündigung wurde von der polnischen Nachrichtenagentur PAP veröffentlicht.
Die medizinischen Berater warfen Warschau vor, „zunehmend das Verhalten von Teilen der Gesellschaft zu tolerieren, welche die von COVID-19 ausgehende Bedrohung und die Bedeutung der Impfung zur Bekämpfung der Pandemie leugnen“. Auch Regierungsmitglieder und weitere hochrangige Mitarbeiter hätten die Risiken einer Coronainfektion geleugnet.
Die Regierung habe „nur sehr begrenzte Maßnahmen“ ergriffen, um dem Anstieg der Fälle im Herbst entgegenzuwirken, kritisierten die Berater. Das Kabinett habe es versäumt, „sich der Bedrohung durch die Omikron-Variante zu stellen, obwohl die Zahl der vorhergesagten Todesfälle erschreckend hoch ist“.
Der Schritt erfolgte wenige Tage, nachdem das Land mit 38 Millionen Einwohnern die Schwelle von 100.000 Coronatodesfällen überschritten hat.
Laut Angaben des polnischen Gesundheitsministeriums haben rund 21,3 Millionen Bürger zwei Impfungen gegen das Coronavirus erhalten. Mehr als acht Millionen seien geboostert.
Mehrere Abgeordnete der rechtsnationalistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) haben sich offen gegen Coronaimpfungen ausgesprochen. Die Regierung von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki ist auf ihre Unterstützung im Parlament angewiesen.
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