Viele Tote durch Krankheiten und Gewalt im Kongo

Berlin – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen beklagt eine „alarmierende“ Zahl von Todesfällen im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo. Die Menschen in der Provinz Ituri seien durch eine Ebolaepedemie, einen Masernausbruch, massive Gewalt und Massenvertreibungen bedroht, teilte die Organisation heute in Berlin mit.
Wie der Kongo-Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen, Moussa Ousman, erklärte, handelt es sich aufgrund des zeitlichen Zusammentreffens all dieser Ereignisse um eine „beispiellose Krise“. Die Krankheiten hätten zusammengenommen bereits mehr als 2.900 Todesopfer gefordert. Seit Dezember 2017 sind den Angaben zufolge bereits Zehntausende Menschen vor gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen geflohen.
Die Geflüchteten müssten mit minimaler Hilfe in Lagern in Djugu, Mahagi, Irumu und um die Provinzhauptstadt Bunia überleben, hieß es. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen arbeitet nach eigenen Angaben mit dem Gesundheitsministerium sowie den lokalen Gesundheitsbehörden zusammen und stellt Trinkwasser, Duschen und Latrinen für die Vertriebenen zur Verfügung.
Dem UN-Menschenrechtsbüro zufolge sind zudem bei Kämpfen zwischen ethnischen Gruppen im Ostkongo innerhalb weniger Tage mindestens 117 Menschen getötet worden. Eine vorläufige Untersuchung habe ergeben, dass innerhalb von vier Tagen Mitte Juni mehrere Massaker in der Provinz Ituri stattgefunden hätten, teilte das Büro heute mit.
Einige der Opfer seien geköpft worden und Häuser seien geplündert und niedergebrannt worden. Die Grausamkeit der Angriffe deute darauf hin, dass die Täter versucht hatten, die Überlebenden von einer Rückkehr in ihre Dörfer abzuhalten.
Die meisten Opfer gehören demnach der Bevölkerungsgruppe der Hema an, die Angreifer sind Berichten zufolge vom Volk der Lendu. Zwischen den beiden Gruppen in der Provinz Ituri im Nordosten des Kongo gab es in der Vergangenheit immer wieder Konflikte, die jüngst wieder entflammt waren. Innerhalb weniger Wochen wurden 300.000 Menschen vertrieben, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) jüngst berichtete. Viele flohen in Orte oder Städte der Provinz, andere über den Albertsee nach Uganda.
Die Lage ist besonders gefährlich, weil es in der Provinz schon zahlreiche Fälle der hochansteckenden Viruskrankheit Ebola gegeben hat. Seit Beginn des Ausbruchs vor knapp einem Jahr sind im Osten des Kongos fast 2.300 Menschen an Ebola erkrankt und fast 1.550 gestorben.
Außerdem gebe es in der Region einen sich schnell ausbreitenden Masernausbruch, warnte Moussa Ousman, der Leiter von Ärzte ohne Grenzen im Kongo. Die Kombination aus Massenvertreibungen und Krankheiten schaffe „eine beispiellose Krise“.
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