Ärzteschaft

Vitamin- und Mineraltabletten schützen nicht vor Herzinfarkt und Schlaganfall

  • Montag, 3. September 2018
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Berlin – Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine und Mineralien können das Risiko nicht vermindern, an einem Hirninfarkt oder einer Herzkrankheit zu sterben. Auf dieses Ergebnis einer umfassenden Metaanalyse vorhandener Studien weisen die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) hin. Verbraucher sollten ihr Geld deshalb lieber in einen Sportverein investieren und auf eine gesunde Ernährung achten, so das Fazit der Fachgesellschaften.

Die Wissenschaftler um Joonseok Kim von der University of Alabama in Birmingham haben für ihre Analyse 3.249 Studien aus den Jahren 1970 bis 2016 einbezogen. Sie konzentrierten sich auf 18 methodisch hochwertige Studien, an denen insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen teilgenommen haben, um die Effekte der Nahrungsergänzungsmittel auf das Risiko für Schlaganfälle und Herzerkrankungen zu erfassen. Die Arbeit ist in der Fachzeitschrift Circulation: Cardiovascular Quality and Outcomes erschienen und Open Access verfügbar (2018; doi: 10.1161/CIRCOUTCOMES.117.004224). 

Als die amerikanischen Wissenschaftler das relative Mortalitätsrisiko für alle Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Einnahme der Ergänzungsmittel zusammenfassten, kamen sie auf den Wert RR = 1,0.  Es machte also keinen Unterschied, ob die Teilnehmer eine Extradosis Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente einnahmen oder nicht.

Zum gleichen Ergebnis kamen die Forscher im Rahmen der statistischen Schwankungen bei der separaten Betrachtung von Herzsterblichkeit (RR 1,02), Tod durch Schlaganfall (RR 0,95) und der Häufigkeit von Schlaganfällen (RR 0,98). Die Wissenschaftler kamen bei verschiedenen Szenarien immer zu dem gleichen Ergebnis, egal, wie lange die Präparate eingenommen wurden, wie alt die Studienteilnehmer waren, ob Mann oder Frau, Raucher oder Nichtraucher, sportlich oder nicht.

„Das Ergebnis ist ernüchternd und lautet, dass es keinen Nutzen einer solchen Maßnahme für die Gesamtbevölkerung gibt“, erläuterte Peter Berlit, DGN-General­sekretär und ehemaliger Chefarzt der Klinik für Neurologie am Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen. 

„Von diesen Pillen profitieren nur Hersteller und Verkäufer. Es ist hingegen eindeutig erwiesen, dass Salat, Obst und Gemüse Gefäßerkrankungen entgegenwirken. In Salat, Obst und Gemüse kommen Vitamine in ihrer natürlichen Umgebung vor. Fünf Portionen am Tag gelten als optimal“, sagte der Erste Vorsitzende der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), Armin Grau. Weitere effektive Maßnahmen seien regelmäßige körperliche Bewegung sowie der Verzicht aufs Rauchen und auf größere Mengen von Alkohol.

hil

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