Vor Weltklimakonferenz: Bundestag bekräftigt Ziel für 2045

Berlin – Unmittelbar vor der Weltklimakonferenz (COP30) hat der Bundestag das Ziel bekräftigt, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen.
In einem gemeinsamen Antrag der Koalitionsfraktionen von Union und SPD wird die Bundesregierung außerdem aufgefordert, sich im brasilianischen Belém für eine globale Energiewende, die Dekarbonisierung der Industrie sowie einen weltweiten Entwaldungsstopp einzusetzen. Zudem soll sie Staaten wie China dazu bewegen, sich stärker an den Klimahilfen für ärmere Länder zu beteiligen.
Die Klimakonferenz COP30 mit Zehntausenden Teilnehmern aus rund 200 Staaten beginnt offiziell am kommenden Montag. Bereits in dieser Woche kommen mehrere Staats- und Regierungschefs im Gastgeberland Brasilien zusammen, darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
Die Augen der Welt richten sich dann auf die brasilianische Stadt Belém, ein Tor zum Amazonas-Regenwald. Die Stadt mit 1,4 Millionen Einwohnern, deren Name sich von Bethlehem, dem Geburtsort von Jesus Christus ableitet, empfängt bis zum 21. November rund 50.000 Konferenzteilnehmer.
Erst gestern hatte sich die Europäische Union (EU) nach zähem Ringen auf einen gemeinsamen Kurs bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen verständigt.
Demnach wollen die EU-Staaten ihre Treibhausgasemissionen bis 2040 um mindestens 90 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Nach einem Kompromiss der Umweltminister sollen allerdings fünf Prozentpunkte davon durch Deals mit dem außereuropäischen Ausland erkauft werden können, wie die dänische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte.
Nach Angaben der Europäische Umweltagentur (EEA) von heute ist der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen in der Europäischen Union im vergangenen Jahr erneut gesunken. Die Netto-Emissionen in der EU gingen im vergangenen Jahr um weitere schätzungsweise 2,5 Prozent zurück, hieß es kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien.
Die EU bleibe damit weitgehend auf Kurs, um ihr für 2030 ausgegebenes Klimaziel zur Verringerung der Emissionen um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu erreichen, erklärte die in Kopenhagen ansässige EU-Behörde.
Die 27 EU-Staaten befänden sich den neuesten Daten zufolge gemeinsam auf dem Weg zu einer Senkung um 54 Prozent bis 2030 – vorausgesetzt, sie setzten ihre derzeitigen und geplanten politischen Maßnahmen vollständig um.
Wie in den Vorjahren verzeichnete die EEA die größten Emissionsrückgänge im Energiesektor, in dem erneuerbare Energien fossile Brennstoffe wie Kohle und Öl immer weiter ablösen. Geringer fielen die Einsparungen in anderen Sektoren wie der Landwirtschaft, dem Gebäudewesen und der Abfallwirtschaft aus.
In der Industrie und beim nationalen wie internationalen Verkehr stiegen sie dagegen sogar leicht an. Die EEA merkte dazu an, dass unter anderem die Verkaufszahlen von E-Autos 2024 rückläufig gewesen seien. Alle derzeitigen Trends unterstrichen die Notwendigkeit, den Klimaschutz weiter zu stärken und in ihn zu investieren.
OECD schlägt Alarm: Zu wenig Tempo beim Klimaschutz
Die Industriestaatenorganisation OECD ist hingegen wegen eines mangelnden Ehrgeizes beim Klimaschutz alarmiert und fürchtet gravierende wirtschaftliche Folgen.
Klimabedingte Katastrophen verursachten bereits steigende soziale und wirtschaftliche Kosten – mit Schäden von mehr als 285 Milliarden Euro und 16.000 registrierten Todesfällen im Jahr 2024 weltweit, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Paris mit.
Die weltweiten Maßnahmen gegen den Klimawandel seien nach wie vor unzureichend. Es seien dringend strengere politische Maßnahmen, eine schnellere Umsetzung und rechtlich verbindliche Maßnahmen erforderlich, um die Lücken zwischen den Ambitionen und den tatsächlichen Ergebnissen zu schließen, heißt es im OECD-Klimaschutzbericht 2025.
Weltweite Klimaschutzmaßnahmen hätten 2024 nur um ein Prozent zugenommen – womit sich der seit 2021 zu beobachtende Rückgang fortsetze. Dies lasse sich nicht mehr mit der Coronapandemie oder der darauffolgenden Wirtschaftskrise erklären, sondern spiegele einen Verlust an Dynamik bei der Umsetzung wirksamer politischer Maßnahmen wider, so die OECD. Es gebe eindeutige Hinweise auf eine weltweite Umsetzungslücke bei den Klimaschutzmaßnahmen.
Die Kosten dieser Untätigkeit stiegen, es drohten zunehmende wirtschaftliche Verluste, soziale Ungleichheiten und Umweltschäden, warnte die OECD. Es reiche nicht aus, nur ehrgeizigere Ziele zu formulieren – die Länder müssten auch sicherstellen, dass ihre Zusagen in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden.
Derzeit seien die Länder nicht auf dem richtigen Weg, um ihre bestehenden Verpflichtungen zu erfüllen. Angesichts der weiter steigenden Emissionen und der nachlassenden Klimaschutzmaßnahmen sei die Welt weiterhin weit davon entfernt, sowohl die Ziele für 2030 als auch die längerfristig angestrebte Klimaneutralität zu erreichen, stellte die OECD in ihrem Bericht fest.
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