Vorerst kein weiterer Streik an der Charité
Berlin – In der Auseinandersetzung um die Personalsituation in der Pflege an Berlins Universitätsklinik Charité zeichnet sich eine Einigung ab. Die Pflegekräfte nehmen ihren Streik vorerst nicht wieder auf, wie die Gewerkschaft Verdi heute zu einem Beschluss von Tarifberatern und Tarifkommission der Beschäftigten mitteilte.
Die Charité gab unterdessen bekannt, man habe sich bereits am 29. September mit Verdi darauf verständigt, den ausgelaufenen Tarifvertrag mit Vorgaben zu Mindestbesetzungen wieder in Kraft zu setzen. Die Gewerkschaft bestätigte dies auf Anfrage. Allerdings werten beide Seiten diesen Schritt unterschiedlich.
Während in einer Charité-Mitteilung heute von einer Einigung, einer Rettung des Tarifvertrages und einem Ende des Streiks die Rede war, hieß es bei Verdi: „Die Auseinandersetzung ist noch nicht beendet, sie wird jetzt nur am Verhandlungstisch geführt“, wie Carsten Becker, Mitglied der Tarifkommission, sagte.
Laut Charité haben beide Seiten Punkte festgehalten, „die noch in einem Kommentar zum Tarifvertrag einer Präzisierung bedürfen“. Dazu wurden keine Details bekannt. Verdi teilte zum Beschluss der Tarifkommission mit, die Gewerkschaft sei beauftragt, „sich konstruktiv kritisch mit angemessenem Misstrauen auf einen Verhandlungsprozess einzulassen“. Bis Mitte November würden konkrete Ergebnisse erwartet. Die Bereitschaft, den Streik wiederaufzunehmen, sei allerdings weiter hoch.
Ursprünglich war vom 2. Oktober an wieder Streik angekündigt worden. Verdi sagte ihn für vergangenen Montag wegen Vorschlägen der Arbeitgeberseite kurzfristig ab; am gestrigen Feiertag sollte ohnehin nicht gestreikt werden. Die Pflegekräfte hatten die Arbeit schon vom 18. September an eine Woche lang niedergelegt.
In dem Streit geht es um die Einhaltung von im Tarifvertrag verankerten Mindestbesetzungen auf Stationen. Verdi pocht auf Entlastung für Schwestern und Pfleger, wenn Vorgaben nicht erreicht werden, und fordert einen einklagbaren Anspruch. Das lehnte die Charité bislang ab. Die Klinik setzt sich nach eigenen Angaben seit Jahren dafür ein, mehr Personal für die Pflege zu gewinnen. Sie verzeichnete auch bereits einen Zuwachs um rund 270 Kräfte.
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