Medizin

Warum die Vorsorge-Koloskopie nicht perfekt ist

  • Freitag, 21. März 2014
Uploaded: 21.03.2014 20:17:36 by mis
dpa

Salt Lake City – Die Koloskopie, der Goldstandard der Darmkrebsfrüherkennung, ist nicht lückenlos. In einer Studie in Gastroenterology (2014; doi: 10.1053/j.gastro.2014.01.013) traten fast 6 Prozent der Krebserkrankungen in den ersten fünf Jahren nach der Vorsorgeuntersuchung auf.

Von 126.851 Einwohnern des US-Staates Utah, die sich in den Jahren 1995 bis 2009 einer Vorsorge-Koloskopie unterzogen, waren 2,659 an einem Kolorektalkarzinom erkrankt. Bei 159 der 2,659 oder knapp 6 Prozent der Patienten wurde der Tumor allerdings nicht bei der Darmspiegelung entdeckt, sondern in den ersten fünf Jahren danach. Ob es sich um echte Intervalltumore oder um übersehene Befunde handelt, kann Jewel Samadder vom Huntsman Cancer Institute in Salt Lake City im Einzelfall nicht klären.

Seine retrospektive Studie deckt jedoch einige Risikofaktoren auf. Die Untersuchung kann als qualitativ hochwertig angesehen werden, da Samadder auf die Utah Population Database zugreifen kann, die umfangreiche Daten der Bevölkerung des „Mormonen-Staats“ sammelt, unter anderem auch zur Genealogie. Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Intervalltumore mehr als doppelt so häufig bei Patienten mit einer positiven Familienanamnese auftraten (adjustierte Odds Ratio OR 2,27).

Es handelte sich zudem häufiger um Personen, bei denen bei der Vorsorge-Koloskopie Adenome (OR 2,96) oder villöse Adenome (OR 2,04) entfernt wurden. Für echte Inter­vall-Tumore spricht, dass sie häufiger in einem frühen Stadium entdeckt wurden (OR 0,70) und seltener metastasiert waren (OR 0,60) als bei anderen Darmkrebspatienten.

Ein weiteres Kennzeichen von Intervalltumoren ist ihre Lage im proximalen Kolon (OR 2,24). Nicht selten befanden sie sich in der Nähe von Polypen, die bei der Vorsorge-Koloskopie entfernt wurden. Dies deutet darauf hin, freilich ohne es zu beweisen, dass in Einzelfällen Polypen nicht vollständig entfernt wurden. Samadder fordert die Ärzte deshalb auf, sich für die Untersuchung genügend Zeit zu lassen und das Endoskop immer bis zum Caecum vorzuschieben.

rme

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