Wasser als Ressource für Gesundheit im Fokus

Berlin – Dürren, erhöhte Niederschläge, Überschwemmungen, die Verunreinigung mit Mikro- und Nanoplastik und eine erhöhte Anzahl an Pathogenen in Gewässern gefährden die lebenswichtige Ressource Wasser. Durch den Klimawandel dürften sich diese Probleme in den kommenden Jahren noch verstärken. Gleich zwei Berichte sind diese Woche erschienen mit dem Ziel, die aktuellen Probleme und Lösungsansätze aufzuzeigen.
Eine internationale Wasserstrategie empfiehlt der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) in einem dem Gutachten „Wasser in einer aufgeheizten Welt“. Dieses hat der WBGU kürzlich an Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und an den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Mario Brandenburg (FDP) übergeben.
„Wasser wird vielerorts verschwendet, übernutzt und ungerecht verteilt“, heißt es darin. Um ineffektive Wassernutzung zu verhindern, braucht es laut WBGU ein innovatives Wassermanagement. Lösungsansätze umfassen demnach etwa Renaturierungsmaßnahmen, eine Anpassung der Langwirtschaft sowie eine wassersensible Stadtentwicklung. Zudem brauche es „radikale“ Veränderungen in der Landnutzungs-, Industrie-, Siedlungs- und Infrastrukturpolitik sowohl international als auch international.
Die anstehenden UN-Wasserkonferenzen 2026 und 2028 bieten dem WBGU zufolge ein Möglichkeitsfenster, um eine Internationale Wasserstrategie auszuhandeln, die den Schutz der Ressource Wasser als gemeinsames Anliegen der Menschheit anerkenne sowie vorhandene Prozesse und Konventionen stärke und verzahne.
„Gesunde Frischwasserökosysteme wie Flüsse und ihre Auen, Seen aber auch Moore helfen gegen Hitze und Dürre, nehmen Wasser bei Starkregen auf, bieten Lebensräume für die bedrohte Artenvielfalt und funktionieren als natürliche Klimaschützer“, so Lemke. Das Gutachten sei ein „Weckruf“ national und international stärker zusammenzuarbeiten.
„Jetzt müssen wir die neuen Anregungen des WBGU diskutieren: Wir brauchen einen besseren Ergebnistransfer und eine Stärkung der internationalen Forschungszusammenarbeit, um den Folgen des Klimawandels und der Wasserverfügbarkeit besser zu begegnen“, sagte Brandenburg.
Mit dem Forschungsprogramm „Wasser: N“ habe das BMBF den richtigen forschungspolitischen Weg eingeschlagen. „Wasser: N“ ist Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie des BMBF und soll Projekte zur Wasserforschung fördern.
Für nationale und internationale Strategien spricht sich auch die World Commission on the Economics of Water (Globale Kommission für die Wirtschaft des Wassers) in einem gestern erschienenen Bericht aus. „Mehr als 1.000 Kinder unter fünf Jahren sterben jeden Tag an unsicherem Wasser und fehlender Hygiene“, heißt es in dem Papier.
Die Kommission wurde 2022 von der niederländischen Regierung einberufen und wird von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unterstützt.
Höhere Wasserbepreisung vorgeschlagen
Eine sparsamere und effizientere Nutzung mithilfe neuer Technologien und Recycling von Wasser gehören zu den Empfehlungen der Kommission. Zudem sprechen sich die Autoren für eine stärkere Bepreisung von Wasser aus. „Wir müssen einen angemessenen Wasserpreis festlegen, um Anreize zu schaffen, insbesondere für die größten Verbraucher“, so die Autoren.
Weiter heißt es: „Die massiven Subventionen, die heute zur Übernutzung von Wasser in vielen Sektoren und Umweltzerstörung beitragen, sollten auf wassersparende Lösungen, den Schutz und die Wiederherstellung von Süßwasserökosystemen umgelenkt werden und den Zugang zu sauberem Wasser für gefährdete Gemeinschaften sicherstellen.“
Laut Bericht liegt die Hälfte der weltweiten Nahrungsmittelproduktion in Gebieten, in denen die Wasservorräte abnehmen werden. Das hält Stefan Siebert von der agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen für unrealistisch, da es für diese Annahme keine sinnvolle Erklärung gebe.
Er sieht den Bericht kritisch. Siebert zufolge sollte Wasser nicht als isolierte Ressource betrachtet werden: „Ein Beispiel ist die im Bericht empfohlene, eigentlich positive Einsparung von Bewässerungswasser durch effiziente Tropfberegnung oder Anbau in Gewächshäusern. Hier wird Wasser gespart aber gleichzeitig große Mengen an Plastikmüll produziert."
Doch genau wie andere Experten stimmt Siebert zu, dass eine nachhaltigere und strategischere Nutzung der Wasserressourcen notwendig ist und das Thema Wasser Aufmerksamkeit bedarf.
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