Ausland

Wechsel von Tegnell zur WHO nicht perfekt

  • Montag, 28. März 2022
/picture alliance, TT NYHETSBYRN, Jessica Gow, TT
/picture alliance, TT NYHETSBYRN, Jessica Gow, TT

Stockholm – Schwedens zentrale Gesundheitsbehörde hat ihre Ankündigung vom Monatsbeginn, ihr Chef-Epidemiologe Anders Tegnell übernehme eine hochrangige Position bei der Weltgesundheits­orga­nisation (WHO), als voreilig zurückziehen müssen.

„Das Verfahren zu Anders' neuem Posten hat leider länger gedauert wegen eines Missverständnisses un­sererseits hinsichtlich des administrativen Procedere“, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde FHM, Christer Janson, vorgestern. Anders als von der Behörde angenommen sei das Berufungsverfahren noch nicht abgeschlossen.

Die FHM hatte vor zweieinhalb Wochen verkündet, der umstrittene Epidemiologe wechsele auf einen Pos­ten, auf dem er als „führender Experte“ in einem neuen WHO-Team für die Koordination der Zu­sam­men­arbeit mit dem UN-Kinderhilfswerk Unicef und der internationalen Impfallianz Gavi zuständig sei. Zu seinen Aufgaben werde es gehören, Coronaimpfstoffe für Länder in aller Welt verfügbar zu machen.

Später berichtete die schwedische Zeitung Svenska Dagbladet aber, die FHM habe die Mitteilung als vor­eilig anerkennen müssen. Behördensprecher Janson antwortete auf die Frage, ob Tegnells Ernennung durch die WHO dennoch erfolgen werde: „Die Behörde hat derzeit keine weiteren Informationen. Wir hoffen, dass es möglich sein wird, eine Lösung zu finden.“ Dass Tegnell, der sich mit seinen 65 Jahren dem Rentenalter nähert, die FHM verlässt, gilt aber weiterhin.

Tegnell ist maßgeblich für die schwedische Sonderstrategie im Umgang mit der Coronapandemie verant­wortlich. Schweden setzte vor allem auf freiwillige Maßnahmen der Bürger und verzichtete auf rigorose Schritte. So verhängte das Land im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten wie Deutsch­land nie einen Lockdown, auch galt bis auf wenige Ausnahmen keine Maskenpflicht.

Tegnell bestritt jedoch wiederholt, die Herdenimmunität anzustreben – also eine weitgehende Immuni­sierung der Bevölkerung durch Masseninfektionen. Vielmehr argumentierte er, dass rigorosere Methoden nicht effektiv genug seien, um ihren Einsatz zu rechtfertigen.

In Schweden wurden bislang mehr als 17.000 Todesopfer im Zusammenhang mit dem Coronavirus ver­zeichnet – deutlich mehr als in den Nachbarländern Norwegen und Finnland. Nach überdurchschnittli­chen Zahlen zu Pandemiebeginn ist die Coronatodesrate in Schweden mittlerweile aber unter den euro­päischen Durchschnitt gesunken.

afp

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung