Weiter Diskussionen um Landarztquote in Niedersachsen

Hannover – Die SPD will in Niedersachsen eine Landarztquote für das Medizinstudium einführen. Die CDU ist dagegen. Der Landesverband Niedersachsen des Marburger Bundes (MB) hat sich nun mit einem Schreiben in die Diskussion eingeschaltet. In dem Brief an den niedersächsischen Ministerpräsidenten und andere Politiker des Bundeslandes fordert die Ärztegewerkschaft, dass „in Niedersachsen keine kurzsichtige Landarztquote eingeführt wird, sondern wirksame Strategien zur Sicherung der medizinischen Versorgung entwickelt werden“.
Dazu gehört dem Verband zufolge die Anhebung der Zahl an Medizinstudienplätzen ebenso wie das Schaffen attraktiver Arbeits- und Lebensbedingungen im ländlichen Raum sowie die Entlastung der Beschäftigten im Gesundheitswesen. „Eine Lösung des Ärztemangels – nicht nur auf dem Land – wird es nur geben, wenn schnellstmöglich die Ursachen behoben werden“, heißt es in dem Schreiben weiter.
Während sich die Situation allerorts zuspitze, nehme die Politik viel zu spät die Situation der medizinischen Versorgung auf dem Land in den Blick. Eine „Landarztquote“ werde hier zu keinem Zeitpunkt Abhilfe schaffen. „Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen bestätigen, dass ein Studienanfänger nicht verlässlich abschätzen kann, in welcher Fachrichtung und in welcher Region er in über zehn Jahren seinen Arztberuf ausüben möchte“, erklärte der MB-Landesverbandsvorsitzende Hans Martin Wollenberg.
Unterdessen warf auch die CDU-Fraktion einen weiteren Vorschlag in den Ring: Sie regt einen Landarztzuschlag an. „Eine Landarztquote ist wenig hilfreich, um die hausärztliche Versorgung in Niedersachsen zu sichern“, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Volker Meyer. Selbst bei sofortiger Einführung würde die Quote erst ab 2030 wirken, weil die Arztausbildung mindestens elf Jahre dauert. Außerdem könne eine Vorabvergabe von Studienplätzen über eine Landarztquote zu einer Negativauslese und damit zu einem Arzt „zweiter Klasse“ führen.
„Anstelle der Landarztquote setzen wir uns daher für einen sogenannten Landarztzuschlag auf die ärztliche Vergütung ein“, so Meyer. Der Zuschlag solle eine garantierte Laufzeit von zehn Jahren haben und für Gebiete gelten, in denen der Versorgungsgrad 90 Prozent bei Hausärzten und 75 Prozent bei Fachärzten unterschreitet. „Mit einem Zuschlag von 50 Prozent auf die Vergütung könnte die ärztliche Selbstverwaltung einen finanziellen Anreiz für junge Ärzte schaffen, sich in ländlichen Gebieten niederzulassen“, erklärte Meyer.
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