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Mortalitäts- und Hospitalisierungsraten bei Koronarer Herzkrankheit sinken

  • Donnerstag, 11. September 2025
/kitinut, stock.adobe.com
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Berlin – Die Zahl der Krankenhauseinweisungen aufgrund von Koronarer Herzkrankheit (KHK) ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Waren im Jahr 2018 noch 709 Menschen pro 100.000 Einwohner mit KHK (einschließlich Herzinfarkt) vollstationär in eine Klinik gekommen, sank die Zahl altersstandardisiert bis 2023 auf 574 Menschen pro 100.000 Einwohner (2022: 577). Im Jahr 2000 waren es noch mehr als doppelt so viele.

In absoluten Zahlen nahm die Zahl von 625.789 im Jahr 2018 auf 538.675 im Jahr 2023 ab. Von 2022 auf 2023 gab es allerdings einen ganz leichten Anstieg von wenigen Hundert Fällen. Die Entwicklung bei der KHK ist ein zentrales Thema des Deutschen Herzberichts - Update 2025, der heute in Berlin vorgestellt wurde.

Auch die altersstandardisierte Sterberate bei KHK ist zuletzt wieder gesunken und erreichte 2023 mit 125 Toten pro 100.000 Menschen den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000. Das entspricht in absoluten Zahlen 119.795 Todesfällen.

Der Rückgang der KHK- und Herzinfarkt-Todesrate wird unter anderem mit Verbesserungen in der Früherkennung durch Diagnoseverfahren wie Herz-Ultraschall, Koronar-CT und -Angiografie sowie auf Verbesserungen in der kathetergestützten und chirurgischen Akuttherapie des Herzinfarkts in Verbindung gebracht.

Positive Entwicklung dank Prävention

„Auch die Zeit bis zur Krankenhauseinweisung ist kürzer geworden“, sagte Heribert Schunkert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung bei einer Pressekonferenz. Weitere Gründe für die positive Entwicklung seien eine verbesserte Prävention mit Blick auf Risikofaktoren wie Rauchen sowie die medikamentöse Behandlung der KHK-Risikofaktoren Bluthochdruck, hohes LDL-Cholesterin und Diabetes mellitus.

Der Rückgang bei Klinikeinweisungen und Todesfällen bei KHK und Herzinfarkt dürfte aber „nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahlen absolut betrachtet viel zu hoch sind“, so Schunkert. Ein Blick ins umliegende Ausland zeige, „dass wir uns in Deutschland noch deutlich verbessern können und müssen. Eine Entwarnung kann daher nicht gegeben werden“.

Schunkert sieht auch die Politik in der Pflicht. „Zum Beispiel könnte ein standardisiertes Vorsorgeprogramm in Gestalt eines Herz-Kreislauf-Gesundheitschecks dazu beitragen, Risikokrankheiten frühzeitig zu erkennen und eine Therapie zu beginnen.“ Insbesondere bei der Behandlung hoher LDL-Cholesterinwerte müsse man in Deutschland deutlich besser werden.

Einmal im Jahr veröffentlichen die Deutsche Herzstiftung, die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) und die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR) den Herzbericht.

Er gibt auf mehr als 150 Seiten einen Überblick zur kardiologischen und herzchirurgischen Versorgung in Deutschland. In diesem Jahr legten die Fachgesellschaften den Fokus auf KHK, von der hierzulande 4,7 Millionen Menschen betroffen sind.

KHK einschließlich Herzinfarkt sei der häufigste Anlass für eine Krankenhausbehandlung in Deutschland, heißt es in einer Pressemitteilung zum Herzbericht.

Unterschiede zwischen Geschlechtern und Regionen

Bei der KHK gibt es beträchtliche Geschlechterunterschiede. So kam es bei Männern im Jahr 2023 zu 837,4 Klinikeinweisungen pro 100.000 Einwohner, bei Frauen waren es mit 310,5 weniger als halb so viele. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den KHK-Todesfällen.

Bei den KHK-assoziierten Klinikeinweisungen wie auch bei den Todesfällen gibt es zudem deutliche regionale Unterschiede. So liegt die Sterblichkeit durch akuten Myokardinfarkt in Berlin bei 71,2 Menschen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, in Hamburg hingegen bei 30,6.

„Warum eine Metropole wie Berlin die höchste Herzinfarktsterberate aufweist – im Gegensatz zu Hamburg mit der niedrigsten Herzinfarktsterberate –, bedürfte einer wissenschaftlichen Untersuchung“, teilte die Herzstiftung mit. Generell könnten Unterschiede bei sozioökonomischen Faktoren sowie der Bevölkerungsstruktur zu regionalen Unterschieden führen .

In der Versorgung der KHK zeigt sich ein Trend zur Ambulantisierung, heißt es in einer Mitteilung zum Herzbericht. So nahm die Zahl der ambulant durchgeführten Koronaren CT-Angiografien zwischen 2019 und 2023 von 42.446 auf 59.757 Untersuchungen zu.

Die – vergleichsweise geringe – Zahl an ambulant durchgeführten Perkutanen Koronarinterventionen (PCIs) nahm binnen eines Jahres um 8,5 % zu, während die – wesentlich höhere – Zahl an stationären PCIs zwischen 2019 und 2023 um 5,2 % abnahm.

„Die Ambulantisierung kann in Zeiten knapper Ressourcen und dank der Entwicklungen in der interventionellen Kardiologie ein Vorteil sein, indem sie die kardiologische Versorgung trotz Krisen- und Umbruchseffekten im Gesundheitswesen sicherzustellen hilft“, sagte Schunkert.

Rückgang bei Bypässen

Auffällig ist, dass die Gesamtzahl der Bypass-Operationen bei KHK in den vergangenen Jahren deutlich gesunken ist (2018: 33.999; 2023: 28.996). Eine mögliche Erklärung könne eine geringere Akzeptanz von Patientinnen und Patienten und Behandlern für das invasivere Verfahren sein, heißt es im Bericht.

„Aus herzchirurgischer Sicht sehen wir diese Entwicklung natürlich ein bisschen mit Sorge“, sagte Torsten Doenst, Präsident der DGTHG bei der PK. Es sei wichtig, dass Patientinnen und Patienten verstehen, welche Vorteile die Bypass-OP biete.

„Eine Bypass-Operation ist die invasive Maßnahme, die am stärksten vor Herzinfarkt schützen kann.“ Dadurch könne ein Überlebensvorteil entstehen. Vor allem bei chronischer KHK könne die Bypass-Chirugie als einzige Therapie Leben verlängern, so Doenst.

Insgesamt ist die Zahl der Klinikeinweisungen wegen Herzkrankheiten aufgrund der alternden Bevölkerung leicht auf 1.635.903 angestiegen (2022: 1.574.352). 203.575 Menschen starben laut Herzbericht 2023 an einer Herzkrankheit. Das entspricht 19,8 Prozent aller Todesfälle in Deutschland.

fri

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