WHO: Alle 40 Sekunden stirbt ein Mensch durch Suizid
Genf – Jährlich nehmen sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 800.000 Menschen auf der Welt das Leben. Alle 40 Sekunden sterbe ein Mensch auf diese Weise. Damit gehöre Suizid zu den häufigsten Todesarten, teilte die WHO heute vor dem morgigen Welttag der Suizidprävention mit.
Die Vorbeugung sei eines der wichtigen Ziele der WHO. Zwar sei die Zahl der Länder mit entsprechenden nationalen Präventionsprogrammen in den vergangenen fünf Jahren auf nun 38 gestiegen, aber immer noch gebe es in vielen Regierungen der Länder keine Angebote für gefährdete Menschen, kritisierte die WHO. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat keine eigene Strategie, fördert aber ein Projekt des Nationalen Suizidpräventionsprogramms für Deutschland (NaSPro). Auf der Liste der 38 Länder ist Deutschland daher nicht aufgeführt.
Im Jahr 2016 lag die globale altersstandardisierte Suizidrate bei 10,5 pro 100.000 Menschen. Die Raten variierten jedoch stark zwischen den Ländern, von fünf bis hin zu mehr als 30 pro 100 000 Suiziden. Während 79 Prozent der Suizide weltweit in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen begangen wurden, hatten Länder mit hohem Einkommen (HE) mit 11,5 pro 100.000 die höchste Rate.
In Deutschland waren es altersadjustiert 9,1 Suizide pro 100.000 Menschen und in den USA 13,7/100.000. Besonders hoch lagen die Suizidraten in den HE-Ländern Russland (26,5/100.000) und Litauen (25,7/100.000). Sehr niedrige Raten hatten laut der WHO unter anderem die Vereinigten Arabischen Emirate (2,7/100.000).
In Ländern mit hohem Einkommen starben zudem fast dreimal so viele Männer wie Frauen durch Suizid (Deutschland: 4,8 Frauen und 13,6 Männer pro 100.000). In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen konnte die WHO hingegen keinen Genderunterschied feststellen.
„Selbstmorde sind vermeidbar. Wir rufen alle Staaten dazu auf, bewährte Strategien zur Vorbeugung gegen Selbstmord in ihre nationalen Gesundheits- und Bildungsprogramme einzubeziehen“, forderte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Pestizidverbote können Suizidraten verringern
Dazu gehöre etwa, den Zugang zu chemischen Mitteln wie Pestiziden zu erschweren, mit deren Hilfe viele Menschen Suizid begingen. Wesentlich sei es auch, junge Menschen gegen Stress zu stärken und suizidgefährdete Personen rechtzeitig zu identifizieren und langfristig zu betreuen.
Die Auswirkungen eines Pestizidverbots wurden am besten in Sri Lanka untersucht. Hier führte eine Reihe von Verboten zu einem Rückgang der Suizide um 70 Prozent. Zwischen 1995 und 2015 konnten schätzungsweise 93.000 Leben gerettetet werden.
Auch in der Republik Korea zeigte das Verbot eines Herbizids (Paraquat) Wirkung – es hatte in den 2000ern-Jahren den größten Teil der Todesfälle durch Pestizid-Suizide verursachte. Dem Verbot von Paraquat folgte eine Halbierung der Suizidfälle durch Pestizidvergiftungen zwischen 2011 und 2013.
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