Ausland

WHO-Bericht: Zugang zu Impfstoffen weltweit ungleich verteilt

  • Mittwoch, 9. November 2022
/Thaut Images, stock.adobe.com
/Thaut Images, stock.adobe.com

Genf – Reiche und arme Länder haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht nur im Fall von COVID-19, sondern auch bei anderen Krankheiten einen sehr ungleichen Zugang zu Impfstoffen.

So sei der Impfstoff gegen das Humane Papillomavirus (HPV), das Gebärmutterhalskrebs auslösen kann, nur in 41 Prozent der Länder mit niedrigem Einkommen eingeführt - verglichen mit 83 Prozent der reichen Länder, heißt es in dem heute veröffentlich Impfbericht der WHO.

Auch mangelnde Erschwinglichkeit der Produkte sei ein Hindernis. Manchmal zahlten Länder mit mittleren Einkommen aufgrund von Preisunterschieden sogar mehr als wohlhabendere.

„Das Recht auf Gesundheit schließt das Recht auf Impfstoffe ein“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreye­sus. Der Bericht zeige, dass die Dynamik des freien Marktes einigen der ärmsten und am stärksten gefährde­ten Menschen der Welt dieses Recht vorenthalte.

Aufgrund der Coronapandemie seien 2021 rund 16 Milliarden Impfstoffdosen im Wert von 141 Milliarden US-Dollar geliefert worden, fast das Dreifache des Marktvolumens von 2019. Die Zahlen zeigten das Potenzial für einen Ausbau der Impf­stoffherstellung, so die WHO.

Allerdings liege die Produktion in den Händen weniger Hersteller. So lieferten zehn Unternehmen – ohne Berücksichtigung von Corona – 70 Prozent der Impfstoffdosen. Einige der 20 am häufigsten verwendeten Impfstoffe wie zum Beispiel gegen Röteln und Masern stammten von nur zwei Anbietern.

Monopole auf geistiges Eigentum und begrenzter Technologietransfer schränken laut WHO die Fähigkeit zum Aufbau und zur Nutzung lokaler Produktionskapazitäten ein.

Eine Gefahr seien auch die begrenzten Investitionen in solche Vakzine, die wie bei Cholera, Typhus, Affenpo­cken und Ebola erst bei Ausbrüchen stark gefragt seien. Dies könne „verheerend für das Leben der Menschen sein“, so der Report.

Die Reaktion auf die Coronapandemie habe bewiesen, dass Impfstoffe in einem Bruchteil der bisher benötig­ten Zeit entwickelt werden könnten, hieß es. Außerdem habe sie den Stellenwert von Impfstoffen als öffent­liches Gut gefestigt.

Um einen gleichbe­rechtigten Zugang zu Impfstoffen voranzutreiben, fordert der Bericht die Regierungen auf, klare Impfpläne zu entwickeln, die Aufsicht über die Entwicklung, Produktion und Verteilung von Impfstoffen zu verstärken sowie sich um regionale Forschungs- und Produktionszentren zu kümmern.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung