WHO-Chef kritisiert unzureichende Maßnahmen einiger Länder gegen Coronavirus

Genf – Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat mehreren Ländern unzureichende Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie vorgeworfen. „Wir sind zutiefst besorgt, dass manche Länder dieser Bedrohung nicht mit dem Maß an politischem Einsatz begegnen, wie es notwendig wäre, um das zu kontrollieren“, erklärte Ghebreyesus heute in Genf. Welche Länder er damit meinte, blieb offen.
„Die Vorstellung, dass Länder von der Eindämmung zur Schadensbegrenzung übergehen sollten, ist falsch und gefährlich“, sagte er. „Um Leben zu retten, müssen wir die Übertragung verringern.“ Dazu müssten so viele Infizierte wie möglich identifiziert und isoliert und ihre Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt werden.
Der WHO-Chef rief dazu auf, jeden Verdachtsfall auf das neuartige Coronavirus zu testen. „Selbst wenn Sie die Übertragung nicht stoppen können, können Sie sie verlangsamen und Gesundheitseinrichtungen, Seniorenheime und andere wichtige Bereiche schützen“, sagte Ghebreyesus.
Bei dem neuartigen Coronavirus handele es sich um „eine kontrollierbare Pandemie“, wenn die Länder ihre Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung verstärkten, mahnte der WHO-Chef. Gestern Abend hatte die WHO die Verbreitung des neuartigen Coronavirus als Pandemie eingestuft. Dabei äußerte sich Ghebreyesus bereits „tief besorgt“ über das „alarmierende Niveau der Untätigkeit“ im Kampf gegen das Virus.
Weltweit wurden bereits mehr als 125.000 Coronavirus-Infektionen registriert, 4.600 Menschen starben. Das Virus war im Dezember in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan erstmals bei Menschen festgestellt worden. Seitdem steckten sich nach Behördenangaben in Festlandchina mehr als 80.700 Menschen an, 3.169 Infizierte starben. Seit einigen Tagen geht die Zahl der Neuinfektionen in China jedoch stetig zurück.
Dafür breitet sich das Virus in anderen Ländern massiv aus. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern wurden in Deutschland bislang nicht landesweit einheitlich die Absage von Großveranstaltungen und Schulschließungen beschlossen. Der WHO wurden im Kampf gegen die Pandemie nach eigenen Angaben bislang 440 Millionen Dollar (390 Millionen Euro) zugesagt.
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