Ausland

WHO: Häufung von Todesfällen im Kongo wohl lokal begrenztes Ereignis

  • Dienstag, 4. März 2025
/hectorchristiaen, stock.adobe.com
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Kinshasa – Hinter einer rätselhaften Häufung von Todesfällen in einer Region im Nordwesten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) scheint ein lokal begrenztes Ereignis zu stecken. Darauf deuteten die derzeitigen epidemiologischen Informationen hin, heißt es in einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von gestern Abend. Die Inzidenz nehme stetig ab und das Ereignis weite sich weder zeitlich noch örtlich aus.

Als Ursache für die mehr als 50 Todes- und mehr als 1.300 Verdachtsfälle, die bis 25. Februar berichtet wurden, zieht die WHO derzeit demnach eine Vergiftung oder möglicherweise rasch einsetzende bakterielle Meningitis in Betracht – vor dem Hintergrund einer hohen Verbreitung anderer Infektionskrankheiten vor Ort, allen voran Malaria. Eine finale Erklärung stehe aber noch aus.

Vergangene Woche hatte die WHO zunächst vom Ausbruch einer unbekannten Krankheit mit Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Myalgie, Körperschmerzen, Schwitzen, Rhinorrhoe, Nackensteifigkeit, Husten, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfen gesprochen. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete.

Die Inzidenz der Todesfälle sei nach dem ersten gemeldeten Cluster rapide abgesunken, erläutert die WHO nun. Zudem sei der Großteil der Gestorbenen aus demselben Dorf in der Provinz Équateur gekommen, darunter viele männliche Jugendliche und junge Männer. Dies sei im Vergleich zur sonstigen Sterblichkeit in der Region ein weiterer Hinweis auf ein ungewöhnliches Ereignis. Zudem starben die Betroffenen des ersten Clusters relativ schnell nach Symptombeginn.

Örtliche Behörden hätten darauf hingewiesen, dass es ein „sehr hohes Verdachtsmoment für ein Vergiftungsereignis" im Zusammenhang mit einer Wasserquelle in einem Dorf gebe, sagte der Notfall-Direktor
der WHO, Mike Ryan, bereits vor einigen Tagen. Tests auf hämorrhagische Fieber wie Marburg oder Ebola seien negativ gewesen.

Umweltproben, unter anderem von Wasser, würden gesammelt, um mögliche Ursachen wie etwa eine Kontamination durch Organophosphate zu untersuchen, hieß es. Solange die Ursache unklar ist, bleibe ein moderates Risiko für die lokale Bevölkerung bestehen, so die WHO. Auf regionaler und globaler Ebene wird das Risiko als gering angegeben.

Der Ausbruch betrifft den WHO-Angaben zufolge eine relativ abgelegene Region, in der nur wenige Menschen Zugang zu Trinkwasser haben. Die hohe Zahl an Verdachtsfällen geht in Teilen auf eine recht breit gewählte Falldefinition zurück: Die WHO schreibt, dass dies wahrscheinlich eher die hohe Verbreitung von mit Fieber einhergehenden Erkrankungen in der Region widerspiegle.

Hinter weiteren Todesfällen im Januar in einer anderen Gegend der Provinz Équateur vermutet die WHO unterdessen schwere Malaria. Von dort waren insgesamt 12 Fälle einer zunächst unklaren Krankheit gemeldet worden, darunter acht Todesfälle. Anfangs sollen Kinder gestorben sein, die einen Fledermauskadaver gegessen hatten – und ein möglicher Zusammenhang mit dem größeren Geschehen war nicht ausgeschlossen.

In der DR Kongo gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Krankheitsausbrüche, darunter etwa Mpox. Mehrere zunächst unerklärliche Todesfälle im Oktober und November vergangenen Jahres waren schließlich auf
Malaria und Atemwegserkrankungen in Verbindung mit Unterernährung zurückgeführt worden.

Ryan beklagte, dass die Welt nur Aufmerksamkeit zolle, wenn es eine Bedrohung gebe, die sich über die Grenzen der DR Kongo hinaus ausbreiten könnte. „Sobald wir festgestellt haben, dass es sich nicht um ein großes
neues, weltweit tötendes Virus handelt, verlieren wir alle das Interesse“, sagte er.

ggr/afp

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