WHO: Keine Aufforderung zum völligen Verzicht auf Wurst
Genf/Lyon – Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) fordert nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) keinen völligen Verzicht auf Wurst. Nach Protesten und Aufrufen zur Klarstellung erklärte die WHO am Donnerstag in Genf, die jüngste Bewertung ihrer Behörde verlange nicht von den Menschen Lebensmittel wie Würstchen, Schinken und anderes verarbeitetes Fleisch gar nicht mehr zu essen. Sondern die Agentur mache darauf aufmerksam, dass ein geringerer Verzehr das Krebsrisiko vermindern könne.
Die WHO-Behörde hatte am Montag in Lyon mitgeteilt, der regelmäßige Konsum erhöhe das Risiko für Darmkrebs. Zudem stuften die Experten rotes Fleisch generell als wahrscheinlich krebserregend ein. Darunter wird das Muskelfleisch aller Säugetiere verstanden, also auch von Rind, Schwein, Lamm, Kalb, Schaf, Pferd und Ziege.
Eine Arbeitsgruppe aus 22 Experten hatte mehr als 800 Studien über den Zusammenhang von Fleischkonsum und dem Risiko für verschiedene Krebsarten ausgewertet. Die WHO-Behörde kam zu dem Schluss, dass das Darmkrebs-Risiko je 50 Gramm verarbeitetes Fleisch am Tag um 18 Prozent steigt.
Deutsche essen immer weniger Fleisch
Über ein Drittel der Deutschen hat seinen Fleischkonsum in den vergangenen fünf Jahren verringert, wie das Meinungsforschungsinstituts YouGov einer Umfrage zufolge berichtet. 15 Prozent wollen wegen der Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor Fleisch und Wurst weniger davon essen. Von den Befragten gaben 37 Prozent an, sie hätten ihren Fleischkonsum unabhängig von der WHO-Warnung in den vergangenen fünf Jahren verändert und achteten inzwischen darauf, weniger Fleisch zu essen.
Zum Vegetarier sind in dieser Zeit demnach zwei Prozent geworden, zum Veganer ein Prozent. 50 Prozent essen Fleisch wie eh und je, ein Prozent hat wieder mit dem Fleischessen angefangen. Auch nach Auskunft des Bundesverbands der Deutschen Fleischwarenindustrie ist der Verzehr von Fleisch gesunken: von 31,3 Kilogramm pro Kopf 2003 auf 29,6 Kilogramm im Jahr 2013.
24 Prozent der Frauen und 16 Prozent der Männer in Deutschland sind aufgrund der jüngsten WHO-Einschätzung beunruhigt (insgesamt: 20 Prozent). Die meisten – 68 Prozent – wollen trotz der WHO-Warnung genau so viel Fleisch wie bisher verzehren. Dass sie schon jetzt kein Fleisch essen, sagten 10 Prozent der Befragten.
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