Ausland

WHO setzt Sepsis weit oben auf die Prioritätenliste

  • Montag, 29. Mai 2017

Genf/Jena – Die World Health Assembly, das Entscheidungsorgan der Weltgesund­heitsorganisation (WHO), hat eine Resolution verabschiedet, mit der sie die Sepsis als eine der häufigsten, jedoch oft fehldiagnostizierten, tödlichen Erkrankungen als vorrangig zu bekämpfendes Gesundheitsproblem einstuft.

„In Deutschland ist die Sterblichkeit im Vergleich zu einigen anderen Industrieländern überdurchschnittlich hoch. Sepsis fordert inzwischen mehr Todesopfer pro Jahr als Darm- und Brustkrebs und AIDS zusammen und ist die Nummer eins bei den vermeidbaren Todesfällen“, sagte Konrad Reinhart, Vorsitzender der Global Sepsis Alliance und Seniorprofessor am Universitätsklinikum Jena. Die Resolution sei deshalb „ein Meilenstein zur Erhöhung der Patientensicherheit auf der ganzen Welt“, so Reinhart.

Appell an Mitgliedstaaten

Sepsis ist bekanntlich ein lebensbedrohlicher Zustand, der entsteht, wenn die körper­eigene Abwehrreaktion gegen eine Infektion das eigene Gewebe und die eigenen Organe schädigt. Mit ihrer Resolution fordert die WHO die 194 UN-Mitgliedsstaaten auf, angemessene Maßnahmen einzuleiten, damit weniger Menschen an Sepsis erkranken, erkrankte Patienten schneller und besser behandelt werden und die Kosten für die Gesundheitssysteme sinken.

Die Sepsis-Resolution der WHO weist unter anderem darauf hin, dass jedes Jahr weltweit sechs Millionen Menschen an Sepsis sterben, die Mehrzahl dieser Todesfälle jedoch vermeidbar wäre. Sie enthält außerdem den Hinweis, dass Sepsis als syste­mi­sche Entzündungsreaktion auf eine Infektion weltweit die häufigste Todesursache bei Infektionskrankheiten darstellt und dass das Versäumen einer angemessenen und rechtzeitigen klinischen Behandlung der Sepsis – einschließlich wirksamer Antibiotika – fast immer tödlich ist.

„Sepsis – egal ob außerhalb und innerhalb des Krankenhauses erworben – stellt eine enorme globale Belastung dar. Schätzungsweise 31 Millionen Menschen erkranken jedes Jahr an Sepsis. Bei sechs Millionen dieser Patienten führt die Sepsis zum Tod. Daher möchte ich den Mitgliedstaaten diese Resolution und die darin aufgeführten notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung dieser schockierenden Zahlen nachdrück­lich empfehlen“, sagte die scheidendende Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan.

Vertreter der WHO werden gemeinsam mit der Global Sepsis Alliance eine Task Force bilden, um die Umsetzung der Forderungen dieser Resolution, die für alle 194 Mit­glieds­staaten der Vereinten Nationen verbindlich sind, zu unterstützen.

Die Resolution fordert den Generaldirektor auf, 2018 und 2020 dem Executive Board der WHO über den Umsetzungsgrat der Resolution in den einzelnen Mitgliedsstaaten zu berichten.

hil

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