WHO startet neue Initiative für bessere Gesundheitsversorgung in Syrien
Kopenhagen – Mit einer besseren Vernetzung und der Koordination von Angeboten versucht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jetzt, die gesundheitliche Basisversorgung im Norden von Syrien zu verbessern beziehungsweise eine solche in manchen Regionen erst zu etablieren.
„Seit 2012 leidet das Gesundheitswesen der Provinz Idlib schwer unter der humanitären Katastrophe,“ erläutert der WHO-Fachreferent für primäre Gesundheitsversorgung, Daniel Albrecht. Vor allem nichtstaatliche Organisationen hätten die Gesundheitsversorgung in der Region übernommen, es fehle ihnen aber an Koordinierung. „Nicht immer wissen sie, welche Angebote in der Nähe verfügbar sind und welche Gruppen bereits versorgt werden“, so Albrecht.
Einrichtungen vernetzen
Die WHO baut jetzt mit zunächst sechs syrischen gemeinnützigen Gesundheitspartnern ein Netz der primären Gesundheitsversorgung auf. Anfangs soll das Netz rund 70.000 Personen versorgen, doch nach und nach soll es um zusätzliche Einrichtungen erweitert werden, bis es rund 180.000 Menschen im Bereich von Saraqeb im Norden Syriens umspannt. In dieser Region lebt die größte Anzahl von Binnenvertriebenen in Syrien.
Die konkrete Versorgung geschieht zunächst in zehn Gesundheitseinrichtungen – vier mobile und drei stationäre Einheiten, zwei Zentren und eine umfassende Einrichtung der primären Gesundheitsversorgung. Die Vernetzung durch die WHO verknüpft Einrichtungen miteinander, ordnet Bevölkerungsgruppen bestimmten Einrichtungen zu und regelt Überweisungen, damit Patienten jeweils dort versorgt werden, wo dies am besten und ohne Überschneidungen möglich ist.
„Die Vernetzung macht es möglich, Ressourcen und Zeit zu sparen und eine größere Zahl von Patienten umfassender zu versorgen“, erläutert Abdul Saleam Daif von „Nothilfe und Wiederaufbau in Syrien“, einer der das Netz betreibenden Organisationen. „Das ist der Kerngedanke: Keine Zeitverluste durch die Suche nach der passenden Einrichtung. Die Patienten wissen ja selbst oft nicht, wohin sie sich wenden sollen. Wir sagen ihnen, wohin sie gehen sollen, was wo angeboten wird und schicken sie zur Not auch mit dem Krankenwagen dort hin“, so Hani Alashawe der Organisation „Ärzte der Kontinente“, die selbst zwei Einrichtungen betreiben will.
„Ich arbeite seit Jahren für syrische nichtstaatliche Organisationen im Katastrophenmodus. Dies ist das erste Mal, dass wir über das künftige Gesundheitssystem in Syrien nachdenken – ein richtiges System, nicht eine Nothilfeeinrichtung“, sagt Mohammed Al-Abbas von der Hilfsorganisation „Hand-in-Hand-für Syrien“.
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