Ausland

WHO will wissenschaftlicher Standards für alternative Medizin entwickeln

  • Donnerstag, 17. August 2023
Tedros Adhanom Ghebreyesus nimmt an dem WHO Gipfel zur traditionellen Medizin in Gandhinagar teil./picture alliance AP Ajit Solanki
Tedros Adhanom Ghebreyesus nimmt an dem WHO-Gipfel zur traditionellen Medizin in Gandhinagar teil. /picture alliance AP Ajit Solanki

Neu Delhi – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) richtet ihren ersten internationalen Gipfel zur traditio­nellen Medizin aus. Ziel soll es sein, auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse Standards für die uralten Be­hand­lungs­methoden zu entwickeln, auf die sich Millionen von Menschen weltweit stützen.

Traditionelle Medizin könne „Lücken beim Zugang“ zur Gesundheitsversor­gung schließen, aber nur, wenn sie „effektiv und sicher“ sei, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zur Eröffnung des zweitägigen Tref­fens im indischen Gandhinagar.

„Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass traditionelle Medizin im wahren Leben sehr weit verbreitet ist“, sagte der Vorsitzende des WHO-Wissenschaftsrats, Harold Varmus, in einer Videobotschaft. Deshalb sei es wichtig, die Inhaltsstoffe traditioneller Arzneimittel zu kennen und zu verstehen, „warum sie in manchen Fällen wirken“. Gleichzeitig forderte der US-Nobelpreisträger: „Vor allem aber müssen wir herausfinden, welche nicht wirken.“

WHO-Forschungsleiter John Reeder erklärte, die Weiterentwicklung der traditionellen Medizin müsse „den­selben strengen Standards“ unterliegen wie in den anderen Bereichen der Gesundheitsversorgung.

Von den 194 WHO-Mitgliedsländern haben 170 seit 2018 die Verwendung traditioneller oder komplementä­rer Medizin gemeldet. Allerdings haben nur 124 Staaten Gesetze oder Vorschriften zur Verwendung pflanzli­cher Arzneimittel erlassen.

Die WHO definiert traditionelle Medizin als „das Wissen, die Fertigkeiten und Methoden“, die von verschiede­nen Kulturen „im Laufe der Zeit zur Behandlung und Vorbeugung von körperlichen und geistigen Krankheiten“ entwickelt wurden. Diese basierten auf „Erfahrungen, Theorien und Überzeugungen“ der jeweiligen Kulturen.

Die traditionelle Medizin hat weltweit viele Anhänger – aber auch Kritiker. Diese werfen ihr mangelnde wissenschaftliche Glaubwürdigkeit sowie fehlende Beweise für ihre Wirksamkeit vor. Tierschützer weisen darauf hin, dass die Nachfrage in der traditionellen Medizin nach tierischen Bestand­teilen so groß ist, dass die Existenz bestimmter Tierarten bedroht sei.

Nach Angaben der WHO basieren 40 Prozent der zugelassenen Arzneimittel auf „Naturprodukten“. Dazu zähl­ten „bahnbrechende Medikamente“ wie etwa Aspirin, dessen Entwicklung auf dem alten Heilmittel Weidenrin­de beruht.

Der Weltgipfel zur traditionellen Medizin findet parallel zu einem Treffen der Gesundheitsminister der führen­den Industrie- und Schwellenländer (G20) in Gandhinagar statt. Nach den Plänen der WHO soll er künftig jedes Jahr stattfinden.

afp

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