Wie T-Zellen bei multipler Sklerose in das Gehirn einwandern
Mainz – Eine Forschergruppe der Universitätsmedizin Mainz hat einen Mechanismus beschrieben, der es T-Zellen erleichtert, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren und in das zentrale Nervensystem (ZNS) einzuwandern. Dies ist insbesondere für das Verständnis der Multiplen Sklerose (MS) relevant, bei der körpereigene T-Zellen in das Gehirn eindringen. Die Arbeit ist in der Fachzeitschrift Cell Reports erschienen (2017; doi: 10.1016/j.celrep.2017.01.020). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die MS-Forschung an der Universitätsmedizin Mainz im Rahmen des Sonderforschungsbereiches TR128.
Bei der neurodegenerativen Autoimmunerkrankung MS greifen körpereigene T-Zellen das ZNS im Gehirn an. Dafür überwinden sie die Blut-Hirn-Schranke. Wie dies funktioniert, ist Gegenstand weltweiter Forschung.
Florian Kurschus vom Institut für molekulare Medizin der Universitätsmedizin Mainz hat jetzt gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe herausgefunden, dass ein als EBI2 bezeichnetes Protein auf der Oberfläche von T-Zellen wesentlich dazu beiträgt. Wichtig ist dabei das Zusammenspiel zwischen EBI2 als Rezeptor und einem Zielprotein, dem als Ligand bezeichneten Molekül 7a,25-Dihydroxycholesterol. Letzteres bilden Enzyme aus Cholesterin.
EBI2 ermöglicht es den Immunzellen, schneller und effizienter in das Gehirn einzuwandern. Dabei gilt: Je höher die Konzentration des Liganden, desto schneller und effizienter können die Immunzellen ins Gehirn vordringen und dort Gewebeschäden anrichten.
„Unsere Daten legen den Schluss nahe, dass im Menschen der Rezeptor EBI2 und eine erhöhte Ligandenkonzentration zur Einwanderung von T-Zellen und somit zur Erkrankung des ZNS beitragen“, erläuterte Florian Wanke, der die Experimente in der Arbeitsgruppe hauptsächlich durchführte.
„Für den Rezeptor EBI2 sind bereits mögliche therapeutische Ansatzpunkte bekannt, die wir in Zukunft in MS-Modellversuchen auf ihre Wirksamkeit testen wollen“, kündigte Kurschus an.
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