Wie wirksam sind antivirale Arzneimittel bei Influenza?
Köln – Bei leicht bis moderat verlaufender Influenza verkürzen die verfügbaren antiviralen Arzneimittel, insbesondere die Neuraminidasehemmer (NIs) Oseltamivir und Zanamivir, je nach Patientengruppe die Krankheitsdauer um 0,5 bis 1,5 Tage. Das gilt aber nur, wenn sie innerhalb von 48 Stunden nach Symptombeginn angewendet werden.
Dies zeigen die vorliegenden randomisierten kontrollierten Studien, die allerdings auf leichte bis moderate Fälle beschränkt sind, wohingegen eine signifikante Verminderung von schweren Erkrankungsverläufen und Pneumonien für NIs nicht eindeutig nachgewiesen ist, sondern auf der Grundlage von Beobachtungsstudien vermutet wird.
Gleichwohl kommen Regine Lehnert und Koautoren auf Grundlage einer systematischen Literaturübersicht in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes (Dtsch Arztebl Int 2016; 113(47): 799-807; doi: 10.3238/arztebl.2016.0799) insgesamt zu einer positiven Bewertung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses der Neuraminidasehemmer.
Subgruppenanalysen zeigten, dass deren frühzeitige Anwendung bei intensivmedizinisch betreuten Erwachsenen und Schwangeren, die an Influenza erkrankt sind, eine deutliche Risikoverminderung bezüglich der Schwere der Erkrankung bewirkt. Grundsätzlich könnte bei weiteren Risikogruppen eine prophylaktische Therapie aufgrund einer individuellen Indikation angezeigt sein.
Die Autoren weisen zudem darauf hin, dass es therapeutische Alternativen mit kausalem Ansatz gegen Influenzaviren derzeit nicht gebe. Da nach Ausbruch einer Pandemie bis zur Anwendung eines geeigneten Impfstoffes rund sechs Monate vergehen würden, könnten antivirale Arzneimittel bedeutsam sein, um vor allem in der ersten Welle einer Pandemie die Krankheitslast in der Bevölkerung zu reduzieren.
Gleichzeitig müsse aber die Resistenzentwicklung der Influenza-Viren kontinuierlich beobachtet werden. So konnte man etwa bei den Influenza-Stämmen der Saison 2008/2009 eine fast 100-prozentige Resistenz gegenüber Oseltamivir feststellen können, wohingegen die H1N1-Viren in den Folgejahren fast zu 100 Prozent sensibel waren.
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