Wirtschaftliche Situation von Physiotherapiepraxen schwierig

Nürnberg – Die wirtschaftliche Situation von angestellten Physiotherapeuten in Praxen und der Praxisinhaber ist angespannt. Das zeigt ein neues Wirtschaftlichkeitsgutachten des Deutschen Verbandes für Physiotherapie, des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten und des Verband Physikalische Therapie. Die wissenschaftliche Begleitung lag beim Institut für Gesundheitsökonomik (IfG) in München. Die betriebswirtschaftlichen Daten stammen aus dem Jahr 2016.
Der Analyse zufolge finden sich angestellte Physiotherapeuten in Praxen trotz anspruchsvoller Ausbildung mit einem durchschnittlichen Bruttostundenlohn von rund 14 Euro „weit unten in der Gehaltskette wieder“, wie die Verbände betonten. Eine höhere Entlohnung sei aber nicht möglich, weil auch die Praxisinhaber im Durchschnitt lediglich auf ein verfügbares Monatseinkommen von 2.575 Euro zurückgreifen könnten.
Ein Grund für das vergleichsweise geringe Einkommen eines Praxisbesitzers sei der hohe Verwaltungsaufwand, der zum größten Teil im Namen der Kostenträger erfolge, bei der Vergütung aber nach wie vor unberücksichtigt bleibe.
Für gesetzlich krankenversicherte Patienten veranschlagen Praxen dem Gutachten zufolge durchschnittlich 40 Stunden pro Woche reinen Verwaltungsaufwand, der von Therapeuten und Praxisbesitzern zusätzlich zu den Therapieleistungen erbracht werden müsse. Davon entfielen etwa zehn Stunden auf den Praxisinhaber.
Ein weiteres Problemfeld, das Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit einer Praxis hat, ist dem Gutachten zufolge der Fachkräftemangel. Etwa 60 Prozent aller teilnehmenden Praxen gaben an, freie Stellen nicht besetzen zu können. Im Durchschnitt fehle es pro Praxis an Personal für rund 26 Wochenarbeitsstunden – ein Defizit, das sich auch auf der Einnahmenseite bemerkbar mache.
Das aktuelle Gutachten ist im Rahmen eines Projektes namens „PhysioPraX“ entstanden. Die drei Verbände möchten damit Datengrundlagen zu den betriebswirtschaftlichen Grundlagen einer physiotherapeutischen Praxis schaffen.
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