Medizin

Wissenschaftler beschreiben spezielle Neurone für chronischen Stress

  • Montag, 13. Februar 2017

München – Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München haben ei­ne neue Population von Neuronen im Gehirn identifiziert, die (mit)verantwortlich für die Re­aktion auf chronischen Stress ist. Die Forscher um Alon Chen, Direktor des Instituts und federführender Autor der Studie, haben ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Nature Neu­roscience publiziert (2017; doi: 10.1038/nn.4491).

Die hormonelle Reaktion auf Stress wird durch die Hypothalamus-Hypophysen-Neben­nie­­ren-Achse (HPA) reguliert, ein neuroendokrines System, das bei Stress aktiviert wird. Bestimmte Neuronen in einem Bereich des Hypothalamus geben den sogenannten Cor­ti­co­tropin-freisetzenden Faktor (CRF) ab, der an die Rezeptoren in der Hypophyse bindet.

Dies triggert die Freisetzung des adrenokortikotropen Hormons ACTH in den Blutkreis­lauf. Das ACTH bindet an die Nebennierenrinde und aktiviert die Synthese von Glukokor­tikoiden. Sie fungieren als nachgeschaltete Auslöser für die Stressreaktion. Neben einer Vielzahl weiterer Aufgaben geben sie die negative Rückmeldung an die HPA-Achse, wie­der herunterzufahren, wenn der akute Stress vorüber ist. So weit ist dies alles bekannt.

Die Forscher berichten jetzt, dass Glukokortikoide noch eine weitere Regulation bewir­ken. Sie haben eine bislang unbekannte Population von Neuronen im Hypothalamus ent­deckt, die den CRF1-Rezeptor auf der Zelloberfläche tragen. „Das Interessante daran ist, dass diese Neuronen in diesem Bereich des Hypothalamus genau dann ver­mehrt Re­zeptoren produzieren, wenn das Glukokortikoid-Niveau hoch ist, wenn die Stressreaktion des Körpers also bereits läuft“, erläuterte Assaf Ramot, Erstautor der Studie. Die Ergeb­nisse weisen darauf hin, dass es außer dem bekannten negativen Rückkopplungsme­cha­nismus im HPA-System auch einen positiven Verstärkungs­mechanismus gibt. Sie füh­ren damit zu einem neuen Verständnis der HPA-Achse.

„Darüber hinaus konnten wir zeigen, dass diese Population von Neuronen aktiver war, wenn wir Mäuse chronischem Stress ausgesetzt hatten, als bei akutem Stress. Wir glau­ben, dass die betreffenden Neuronen lediglich bei chronischem Stress rekrutiert wer­den“, so Chen.

hil

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