Medizin

MicroRNAs beeinflussen Verhalten bei Stress

  • Freitag, 9. Dezember 2016

München – Sogenannte MicroRNAs (miRNAs), die regulieren, ob Gene aktiv werden oder nicht haben offenbar einen wichtigen Einfluss auf den Umgang mit Stress. Das berichten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie (MPI) nach Versuchen an Mäusen und Tests mit Menschen in der Zeitschrift Cell Reports.

„Wir haben ein Mausmodell verwendet, um zu beobachten, was nach chronischem Stress mit den miRNAs in der Amygdala, einer Hirnregion, die häufig mit der emotio­nalen Stress­reaktion assoziiert wird, geschieht. Das Molekül miRNA-15a hob sich sofort deutlich vom Rest ab, seine Werte waren erhöht“, berichtet die Erstautorin Naama Volk. Die Arbeitsgruppe fand heraus, dass der Anstieg von miRNA-15a einen Rückgang des FK506 Bindungsproteins 51 (FKBP51) verursachte. Umgekehrt stiegen die FKBP51 Werte an, wenn die Forscher die miRNA-15a-Niveaus in der Amygdala verringerten. Das FK506 Protein reguliert die Stress-Rezeptoren im Gehirn. Es interagiert mit dem sogenannten Glukokortikoid-Rezeptor und beeinflusst die Stresshormonachse sowie die Stressphysiologie.

In einem nächsten Schritt beobachteten die Forscher, wie sich diese Veränderungen auf das Verhalten von Mäusen auswirken. „Wenn wir die miRNA-15a-Niveaus besonders in der Amygdala herabsetzten, zeigten die Mäuse nach chronischem Stress interessanter­weise ein übersteigertes Angst-ähnliches Verhalten“, erläuterte Institutsdirektor Alon Chen.

Die Forscher untersuchten dann, ob sich ähnliche Effekte auch bei den miRNA-15a-Niveaus beim Menschen zeigen. Um diesen Nachweis zu erbringen, nahmen die Forscher Blutproben von gesunden Probanden bevor und nachdem sie diesen Dexamethason verabreichten. Dexamethason simuliert als Glukokortikoid-Rezeptor-Agonist eine Stressreaktion.

„Wir haben herausgefunden, dass die microRNA miR-15a-Moleküle nach Gabe von Dexamethason auch in menschlichem Blut erhöht sind. Somit spiegelt sich das, was wir im Gehirn von Mäusen gefunden haben, tatsächlich auch in menschlichem Blut wider“, erklärt Elisabeth Binder, Direktorin und Leiterin der Abteilung für translationale Forschung am Max-Planck-Institut für Psychiatrie.

In einem weiteren Schritt untersuchten sie die miR-15a Werte bei Menschen, die unter Kindheitstraumata litten. „Unsere Hypothese bestätigte sich. Die Niveaus von miR-15a waren im Blut von Menschen, die in ihrer Kindheit traumatische Erlebnisse durchlitten, um 32 Prozent höher als bei Personen, bei denen dies nicht der Fall war”, so Binder.

hil

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