Vermischtes

Wo die Spiritualität im Gehirn verortet ist

  • Mittwoch, 11. August 2021
/elvira gerecht, stock.adobe.com
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Boston – Wissenschaftler des Brigham and Women’s Hospital in Boston meinen, Spiritualität und Religio­sität in einem bestimmten Gehirnschaltkreis lokalisieren zu können. Sie berichten darüber im Fach­maga­zin Biological Psychiatry (2021; DOI: 10.1016/j.biopsych.2021.06.016).

Die Forscher um Michael Ferguson verwendeten eine Methodik, die als „Läsionsnetz­werkkartierung“ be­zeichnet wird und es ermöglichen soll, komplexe menschliche Verhaltensweisen bestimmten Hirnschalt­kreisen zuzuordnen. Das Team nutzte einen zuvor veröffentlichten Datensatz, der 88 neurochirurgische Patienten umfasste, die sich einer Operation zur Entfernung eines Hirntumors unterzogen. Die Läsions­stellen waren über das gesamte Gehirn verteilt.

Die Patienten füllten eine Umfrage aus, die Fragen zur spirituellen Akzeptanz vor und nach der Opera­tion enthielt. Das Team validierte seine Ergebnisse anhand eines 2. Datensatzes, der aus mehr als 100 Patien­ten mit Läsionen bestand, die durch ein Kopftrauma während des Vietnamkriegs verursacht wurden. Diese Teilnehmer füllten ebenfalls Fragebögen aus, die Fragen zur Religiosität enthielten.

Von den 88 neurochirurgischen Patienten zeigten 30 eine Abnahme des selbstberichteten spirituellen Glaubens vor und nach der neurochirurgischen Hirntumorresektion, 29 zeigten eine Zunahme und 29 zeigten keine Veränderung.

Unter Verwendung von Läsionsnetzwerkmapping fand das Team heraus, dass die selbstberichtete Spiritu­alität einem spezifischen Hirnschaltkreis zugeordnet war, der sich auf das periaqueduktalen Grau (PAG) konzentrierte, einer Hirnstammregion, die an zahlreichen Funktionen beteiligt ist, darunter Angstkon­ditionierung, Schmerzmodulation, altruistisches Verhalten und beding­ungslose Liebe. Die Ergebnisse zur Religiosität aus dem zweiten Datensatz stimmten laut den Wissenschaftlern mit diesen Befunden über­ein.

„Wir waren erstaunt, dass dieser Gehirnschaltkreis für Spiritualität in einer der evolutionär am besten erhaltenen Strukturen des Gehirns zentriert ist“, sagte Ferguson. Die Ergebnisse deuteten „auf die tiefe Verwurzelung von spirituellen Überzeugungen in einem Teil unseres Gehirns hin, der in viele wichtige Funktionen involviert ist“, hieß es aus der Arbeitsgruppe.

hil

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