Work-Life-Balance ist Medizinstudierenden besonders wichtig

Berlin – Mehr als neun von zehn angehenden Ärztinnen und Ärzten ist bei der Wahl ihres künftigen Arbeitsplatzes eine gute Vereinbarkeit des Berufes mit Familie und Freizeit besonders wichtig. Immer mehr von ihnen streben daher eine Anstellung in Praxen oder Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) an. Das geht aus dem Berufsmonitoring „Medizinstudierende 2022“ hervor, das die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) jetzt in ausführlicher Form veröffentlicht hat.
Die Optionen „Angestellter Arzt im Krankenhaus“, „Angestellter Arzt im MVZ“ und „Angestellter Arzt in der Praxis“ waren 2022 laut des Berichtes zusammengefasst für 96 Prozent eine attraktive Option. Während allerdings die angestellte Tätigkeit im Krankenhaus an Attraktivität einbüßte (2018: 74,8 Prozent; 2022: 72 Prozent), gewann die angestellte ärztliche Tätigkeit in Praxen (2018: 62,3 Prozent; 2022: 67,5) und MVZ (2018: 64,5 Prozent; 2022: 65,7) hinzu.
Kritisch sehen die Studierenden der Befragung zufolge die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Zwar begrüßen viele deren grundsätzliche Zielsetzung, es hapert aus Sicht der Medizinstudierenden aber an der Umsetzung. Nur 1,4 Prozent sind mit dem bisherigen Verlauf zufrieden.
„Für die Zukunft wird also wichtig sein, genau hinzuschauen, wo Digitalisierung im Gesundheitswesen in welcher Form sinnvoll einzusetzen ist. Auch wird es immer wichtiger werden, die Menschen, die die neuen Technologien nutzen sollen, frühzeitig in die Entwicklung mit einzubinden, mit ihnen in Kontakt zu bringen und über die verschiedenen Aspekte von Digitalisierung aufzuklären“, hieß es aus der KBV.
Erstmals wurden die Studierenden in der Erhebung danach gefragt, was sie motiviert, eine bestimmte fachärztliche Tätigkeit anzustreben. Neben dem Interesse an dem jeweiligen Fachgebiet spielten bei der Entscheidungsfindung danach Studieninhalte, Dozierende und vor allem Erfahrungen in der Praxis eine große Rolle.
„Dieses Ergebnis zeigt, wie wichtig es ist, dass Studierende in Praktika im ambulanten oder stationären Bereich qualifizierte Lehrärzte und motivierende Rahmenbedingungen vorfinden“, heißt es in einer Stellungnahme des Medizinischen Fakultätentages.
Eine bessere Vorbereitung auf eine mögliche Tätigkeit in der ambulanten Versorgung fordert die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd). „Den Studierenden fehlt zum einen eine adäquate Vorbereitung auf die Niederlassung, zum anderen befürchten Sie finanzielle Risiken, mögliche Regressforderungen im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsprüfungen und ein Übermaß an bürokratischen Tätigkeiten“, so die bvmd.
Das Berufsmonitoring Medizinstudierende ist ein gemeinsames Projekt der KBV, des Medizinischen Fakultätentags (MFT), der bvmd und der Universität Trier. Für die inzwischen vierte Befragungswelle wurden Mitte 2022 insgesamt 8.600 Medizinstudierende an deutschen Hochschulen befragt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: