Work-Life-Balance Ausschlag für Niederlassung und Anstellung

Düsseldorf – Niederlassung oder Anstellung – wie lassen sich Beruf und Privatleben am besten vereinbaren? Auf diese Frage gibt es in einer aktuellen Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) unter 800 Heilberuflern aus den Bereichen Humanmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie keine eindeutige Antwort.
Demnach war die Work-Life-Balance einerseits für 83 Prozent der Befragten Nichtselbstständigen das wichtigste Kriterium bei der Entscheidung für eine Anstellung. Bei den selbstständigen Heilberuflern gaben knapp zwei Drittel (63 Prozent) an, die bessere Work-Life-Balance sei eines der Hauptmotive für die Niederlassung gewesen.
„Dieses ambivalente Ergebnis kann durchaus auf die unterschiedlichen Erfahrungen, die Ärzte in ihrem Berufsalltag gemacht haben, zurückgeführt werden“, sagte Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der Apobank. Aus Gesprächen mit Praxis- und Apothekeninhabern sei bekannt, dass sich gerade durch die Flexibilität als eigener Chef sehr gute Möglichkeiten für eine ausgewogene Work-Life-Balance ergäben.
„Dass auf der anderen Seite die Arbeit im Krankenhaus häufig mit starker Belastung und Unzufriedenheit einhergeht, hat die Ärzteschaft schon häufig zum Ausdruck gebracht“, so Zehnich. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage untermauere diese Situation. So wollen nur sieben Prozent der befragten Angestellten langfristig in der Klinik arbeiten, die Gemeinschaftspraxis war mit Abstand der Favorit.
Der Befragung nach ist die Freiheit in der Berufsausübung das stärkste Argument für die Gründung einer eigenen Praxis oder Apotheke. Auf die Frage, welche Kriterien bei der Entscheidung für die Niederlassung noch wichtig waren, nannten 80 Prozent der befragten Selbstständigen die vielen Gestaltungsmöglichkeiten, 79 Prozent die Chancen zur Selbstverwirklichung und 78 Prozent die therapeutische Selbstbestimmung.
Doch auch die Aussichten auf ein gutes Einkommen (74 Prozent) und flexible Arbeitszeitgestaltung (72 Prozent) haben den Entschluss beeinflusst. Ein enges Verhältnis zum Patienten beziehungsweise Kunden war für 68 Prozent ebenfalls ausschlaggebend.
Gegen eine Anstellung sprechen aus Sicht der Selbstständigen vor allem vier Kriterien: Weisungsgebundenheit, geringere Vergütung, vorgeschriebene Arbeitszeiten und hierarchische Strukturen. Für die Ärzte ist es noch zusätzlich die Arbeit im Schichtdienst, die sie letztlich auch in der Entscheidung gegen die Tätigkeit im Krankenhaus bestärkt hat.
Für die aktuelle Umfrage befragte die Apobank zudem angestellte Heilberufler, was sie von der Selbstständigkeit abhält. Die am häufigsten genannten Vorbehalte sind zu viel Bürokratie (62 Prozent), die hohe finanzielle Belastung (59 Prozent) sowie die hohe Arbeitsbelastung (57 Prozent).
Um sich für die Selbstständigkeit zu entscheiden, müsste es laut der befragten Angestellten eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (63 Prozent), eine geringere finanzielle Belastung (56 Prozent) sowie den Abbau von regulatorischen Anforderungen (48 Prozent) geben.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: