Zahl der Jugendlichen mit depressiven Symptomen im ersten Lockdown gestiegen

Wiesbaden – Die Zahl der Jugendlichen mit Anzeichen einer Depression ist einer Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zufolge im ersten Coronalockdown im vergangenen Jahr deutlich angestiegen.
In der Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen habe sich der Anteil damals von zehn Prozent auf etwa 25 Prozent erhöht, teilte das Institut heute in Wiesbaden unter Verweis auf eine von ihm verfasste Analyse zur Coronabelastung von Kindern und Eltern mit (DOI: 10.12765/bro-2021-02).
Laut Hochrechnungen sei die Gesamtzahl der bundesweit betroffenen Jugendlichen damals dementsprechend auf rund 477.000 gestiegen, berichtete das Institut weiter. Für seine Untersuchung, die sich unter anderem auch mit den Auswirkungen von Schulschließungen auf Bildungsstand und Familien befasste, nutzte es wiederum Analysen aus dem Familienpanel Pairfam aus dem Frühsommer 2020.
Das Bundesinstitut wies zugleich darauf hin, dass die Werte auf Selbsteinschätzungen der Jugendlichen zu typischen depressiven Symptomen beruhten. Nicht alle Betroffenen seien an Depressionen erkrankt. Gleichwohl deuteten die Ergebnisse an, dass die Folgen von Schulschließungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen „offensichtlich gravierender“ seien als bisher angenommen. Das Offenhalten von Schulen müsse „Priorität“ haben.
Der Untersuchung zufolge wirkte sich die Zeit von Homeschooling und Distanzunterricht dabei unterschiedlich auf den persönlichen Lern- und Entwicklungsstand von Jugendlichen aus. Rund zwei von drei jungen Menschen seien trotz mancher Schwierigkeiten „relativ gut“ durch die bisherigen Einschränkungen gekommen, erklärte Martin Bujard vom Bundesinstitut. Es sei davon auszugehen, dass sie in dieser Phase auch zusätzliche Kompetenzen etwa im Bereich Digitalisierung und Selbstständigkeit erworben hätte, betonte er.
Auf der anderen Seite hätten die Auswirkungen der Pandemie laut Analyse aber insbesondere Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien besonders benachteiligt. Gleiches gelte für junge Menschen, bei denen zu Hause kein Deutsch gesprochen werde. Zudem könnten sich bei einigen Kindern auch Lernrückstände und psychische Probleme nun wechselseitig verstärken.
Wichtig sei aber, kurzfristig auch nicht zu viel Lerndruck aufzubauen. Der Ausgleich von Bildungsdefiziten sei ein „langfristiger Prozess“.
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