Zahl der Rettungseinsätze in Bayern steigt weiter

München – In Bayern wird immer häufiger der Rettungsdienst gerufen. Der aktuellste verfügbare Rettungsdienstbericht weist für die Jahre 2007 bis 2016 einen Anstieg der Notfälle um 54 Prozent aus – auf mehr als eine Million. Seitdem habe sich diese Entwicklung fortgesetzt, sagte der Rettungsdienstleiter beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK), Thomas Stadler.
Ein Grund für den Anstieg sei das zunehmende Alter in der Bevölkerung, erklärte Stadler. Es komme aber auch immer häufiger vor, dass Patienten die Notfallnummer 112 anrufen, obwohl sie eigentlich bei Hausärzten oder beim Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung an der richtigen Stelle wären.
Manche wollen Wartezeit abkürzen
Die Bereitschaftsdienst-Nummer 116117 können Patienten bei nicht lebensbedrohlichen Gesundheitsproblemen anrufen. Bayern gehört zu den drei Bundesländern, in denen diese Nummer rund um die Uhr erreichbar ist. Nach Einschätzung des BRK-Experten Stadler gibt es auch Patienten, die über die Notrufnummer 112 die oftmals mehrstündige Wartezeit beim Bereitschaftsdienst abkürzen wollen. „Die wollen auf jeden Fall einen Arzt und möchten nicht so lange warten, bis der Bereitschaftsdienst da ist“, so Stadler.
Auch ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums erklärte, es gebe Hinweise darauf, dass manche Patienten den Rettungsdienst rufen würden, „etwa weil sie sich nicht an die Öffnungszeiten ihres Hausarztes halten wollen“. BRK-Rettungsdienstleiter Stadler stellt fest, dass es für die Disponenten in den Rettungsdienstleitstellen schwer sei, Patienten, die die 112 gewählt haben, zum ärztlichen Bereitschaftsdienst weiterzuverweisen. „Falls der Patient doch sofort Hilfe gebraucht hätte, könnte der Disponent in Haftung genommen werden“, erklärte Stadler.
Er wünscht sich dennoch, dass Patienten nicht vorschnell den Rettungsdienst rufen. Noch könnten Dienste wie das BRK die Anforderungen erfüllen. „Aber wir sind schon sehr stark an der Grenze“, warnte Stadler. Außerdem sei die Bereitschaftsdienst-Nummer 116117 wenig bekannt, beklagt der BRK-Rettungsdienstleiter. „Und bei der Entscheidung, welche Nummer sie wählen sollen, fühlen sich viele Patienten unsicher.“
Auch der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft Notfall- und Akutmedizin, Christoph Dodt, stellt fest, die Nummer des Bereitschaftsdiensts sei weit weniger bekannt als die Notfallnummer 112. Im Klinikum München-Bogenhausen, in dem er die Notaufnahme leitet, hätten bei einer Umfrage nur 40 Prozent der Patienten die Nummer des Bereitschaftsdienstes gekannt. „Das ist nicht besonders hoch, das muss man deutlich verbessern“, meint Dodt.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) hatten unlängst angekündigt, die Notfallnummer verstärkt zu bewerben. Die Nummer spielt auch eine Rolle bei Überlegungen, den Notfalldienst insgesamt zu reformieren.
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