Ziel der nachhaltigen Transformation im Sozialrecht verankern

Berlin – Um die europäischen Klimaziele bis 2050 zu erreichen, müssen 108 Milliarden Euro in die energetische Sanierung von Sozialimmobilien investiert werden. Das erklärte der Sozialökonom Bernd Halfar vom Sustainability Research Lab der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt vor kurzem auf dem Lebenswert-Treff der Evangelischen Bank in Berlin.
Hinzu kämen nach Berechnungen des Deutschen Krankenhausinstituts noch einmal 42 Milliarden Euro für den Krankenhaussektor. „Um diese enormen Herausforderungen stemmen zu können, genügt es nicht, nur nach mehr öffentlicher Unterstützung zu rufen“, meinte Halfar. Notwendig sei darüber hinaus auch eine stärkere Einbeziehung von privaten Investoren.
Nach Einschätzung von Halfar seien private Investoren an der Finanzierung der Umstellung auf umweltfreundliche Energieerzeugung interessiert. „Wenn private Investoren frühzeitig in die Planung und Realisierung von energetischen Maßnahmen einbezogen werden, bleiben diese für Sozialunternehmen auf Dauer ein stabiler Partner“, meinte der Ökonom.
Neben der Erschließung neuer Finanzierungsquellen sind nach Ansicht der Referenten auch veränderte rechtliche Rahmenbedingungen erforderlich, um den Strukturwandel in Richtung Klimaneutralität im Sozialwesen zu ermöglichen.
„Damit Nachhaltigkeit für Sozialunternehmen wirtschaftlich attraktiv wird, muss das gesamtgesellschaftliche Ziel der nachhaltigen Transformation im Sozialrecht verankert werden“, forderte Christian Berg, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome.
Die aktuelle Praxis, in der Maßnahmen wie die Installation von Photovoltaikanlagen oder energetische Sanierungen allein nach kurzfristiger Wirtschaftlichkeit bewertet werden, sei nicht länger tragbar: „Wenn Kostenträger jeden Anreiz für nachhaltige Investitionen verhindern, indem hierdurch die erstattungsfähigen Kosten sinken, ist dies auch unter ökonomischen Gesichtspunkten unsinnig. Denn nachhaltige Investitionen sind volkswirtschaftlich sinnvoll und langfristig auch betriebswirtschaftlich lohnend“, sagte Berg.
Als hinderlich auf dem Transformationspfad wurde außerdem das bestehende duale Finanzierungssystem adressiert, das Investitionen und Betriebskosten in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft von unterschiedlichen Kostenträgern finanzieren lässt.
„Während wir als soziales Unternehmen den Anforderungen des Marktes und der Regulatorik vollständig ausgesetzt sind, operieren wir gleichzeitig unter den Restriktionen einer planwirtschaftlichen Refinanzierung“, kritisierte Tobias Gaydoul, Vorstand Finanzen bei der Rummelsberger Diakonie.
Er verwies auf die strukturellen Herausforderungen, die Investitionen erschwerten: „Wir verfügen in der Sozialwirtschaft über keine ausreichenden Margen, um Investitionen zu finanzieren. Ohne eine grundlegende Reform der Refinanzierungsmechanismen bleibt unser Potenzial, nachhaltige und zukunftsorientierte Projekte voranzutreiben, ungenutzt“, so Gaydoul.
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