Klimaschutz im Gesundheitsbereich ausbauen

Mainz – Der 128. Deutsche Ärztetag setzt sich für einen klimaneutralen Gesundheitssektor ein. Auch wenn viele Organisationen und Einrichtungen im Gesundheits- und Pflegewesen ihre Treibhausgasemissionen bereits reduzieren würden, seien bessere Rahmenbedingungen und konsequentere Maßnahmen erforderlich, um die bereits 2021 aufgestellten Ziele zu erreichen. Dies geht aus dem Beschlussantrag des Vorstands der Bundesärztekammer (BÄK) hervor.
Dafür sollen alle Einrichtungen im Gesundheitswesen die Reduzierung des eigenen CO2-Fußabdrucks in den Unternehmenszielen und der Unternehmenskultur verankern. Zur Erreichung von Klimaneutralität sollen Programme zur Schaffung der erforderlichen Rahmenbedingungen und der finanziellen Unterstützung der Einrichtungen auf Bundes- und Landesebene gesetzlich festgelegt werden.
Damit die Einrichtungen ihre Emissionen verringern können, ist dem Beschluss zufolge eine Treibhausgasbilanzierung auf Einrichtungsebene, inklusive der Festlegung individueller Ziele, Strategien und Projekte zur Reduzierung der CO2-Emissionen erforderlich.
Der Aspekt der Klimaneutralität soll künftig bei allen anstehenden Reformen und Umstrukturierungen im Gesundheitswesen mitgedacht werden.
Bevölkerung vor hitzebedingten gesundheitlichen Folgen schützen
Der Deutsche Ärztetag mahnt zudem an, den Hitzeschutz ausbauen und stärken. Die Versammlung appelliert an die Bundesländer, gemäß dem Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) aus dem September 2020 entsprechende Hitzeaktionspläne zu erstellen und die Ärzteschaft daran zu beteiligen.
Mit verpflichtenden Aktionsplänen und einfachen Maßnahmen sollten alle Kommunen die Bevölkerung vor hitzebedingten gesundheitlichen Folgen schützen. Unter anderem sollten Alarmpläne für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen, Kindergärten und Schulen aufgestellt werden, die das Ergreifen entsprechender Schutzmaßnahmen bei Hitzewellen ermöglichen.
Außerdem fordert die Versammlung das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) auf, den UV- und Hitzeschutz bei der Arbeit im Freien durch mediale Kampagnen zu stärken. Der Ärztetag begründet die Maßnahmen mit immer häufiger auftretenden Hitzeperioden und einer steigenden UV-Konzentration an heißen Tagen.
Sie wirkten sich insbesondere auf die Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Menschen, die im Freien arbeiten, aus. Da ein Teil der Betriebe in Deutschland die gesetzlichen Vorgaben zum UV- und Hitzeschutz nicht in ausreichendem Maße erfülle, seien Informationskampagnen dem Beschluss zufolge notwendig. Arbeitgebern seien die gesundheitlichen Folgen von Hitze und UV-Strahlung oft nicht vollumfänglich bekannt.
Mit einfachen Maßnahmen wie regelmäßigen Pausen in kühler Umgebung, dem Tragen von Kopfbedeckungen mit angefeuchtetem Nackenschutz oder der Bereitstellung von ausreichend Getränken könnten Schritte in die richtige Richtung gemacht werden, heißt es in dem Beschluss. Ärzteschaft und Berufsgenossenschaften sollten in die Gestaltung einbezogen werden.
Außerdem sprach sich der Ärztetag für mehr Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in Krankenhäusern aus. So fordert ein Antrag die Bundesregierung auf, einen Sonderfonds zu schaffen, aus dem der Umbau deutscher Krankenhäuser zu klimaschonender Infrastruktur („Green Hospitals“) unterstützt wird.
Alle deutschen Krankenhäuser sollten in die Lage versetzt werden, zeitnah ein Umweltzertifikat zu erwerben, das mit dem EMAS-Zertifikat des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUV) vergleichbar sei, hieß es.
Hintergrund des Antrags ist, dass das Gesundheitswesen derzeit für etwa fünf Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich ist. Deshalb müssten die Kliniken einen deutlichen Teil zu Emissionseinsparungen mittels Umstrukturierungsmaßnahmen, wie etwa Dämmungen, beitragen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: