Zitronensaft könnte Noroviren ausschalten
Heidelberg – Zitronensaft könnte sich als sicheres, gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel gegen Noroviren eignen. Das berichten Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in der Zeitschrift Virology (doi 10.1016/j.virol.2015.07.009).
Mit der zunehmenden Verbreitung von Tests werden Norovirus-Infektionen immer häufiger diagnostiziert. Nach einer Meta-Analyse in Lancet Infectious Diseases im vergangenen Jahr (doi: 10.1016/S1473-3099(14)70767-4) könnte der erst vor vier Jahrzehnten entdeckte Erreger für etwa ein Fünftel aller akuten Gastroenteritiden verantwortlich sein.
Das Virus ist extrem ansteckend und wird fäkal-oral übertragen. „Daher ist es wichtig, ein sicheres und gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel zur Verfügung zu haben“, erklärt Grant Hansman, der Leiter der sogenannten C.H.S.-Nachwuchsgruppe Noroviren am DKFZ und der Universität Heidelberg. Die Gruppe wird von der C.H.S.-Stiftung gefördert.
In ihrer aktuellen Arbeit zeigen Hansmann und seine Mitarbeiter, dass die Viruspartikel nach Citrat-Bindung ihre Gestalt verändern. Eine Röntgenstrukturanalyse ergab, dass Citrat aus Zitronensaft oder aus citrathaltigen Desinfektionsmitteln genau an die Stelle bindet, mit der das Virus beim Infektionsvorgang mit den Körperzellen in Kontakt tritt.
Die Ergebnisse erklären laut den Forschern, warum Citrat die Infektionsfähigkeit von Noroviren reduziert. „Vielleicht sind ja die paar Tropfen Zitronensaft, die man üblicherweise auf eine Auster träufelt, eine guter Infektionsschutz“, spekuliert Hansman. Die Arbeitsgruppe will nun untersuchen, ob Zitronensäure auch bei bereits erfolgter Norovirus-Infektion die Symptome lindern kann.
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