Vermischtes

Zu viel Zucker in getesteten Kindergetränken

  • Mittwoch, 21. August 2024
/FERNANDO, stock.adobe.com
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Berlin – Getränke, die sich besonders an Kinder richten, sind teils stark überzuckert. Das zeigt ein Test der Ver­braucherorganisation Foodwatch. Demnach enthielten 117 von 136 getesteten Drinks mit kindlicher oder jugendlicher Gestaltung mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter.

Für ihre Studie untersuchte Foodwatch alle Getränkearten von den fünf größten Supermarktketten, deren Verpackung Kinder und Jugendliche ansprechen soll – etwa durch den Aufdruck von Tieren und Comicfiguren oder durch eine besonders „coole“ Produktgestaltung wie bei Eistees oder Energydrinks.

Auch Trinkpäckchen und kleine Flaschen mit Saugverschluss wurden berücksichtigt. Zu den untersuchten Produkten gehörten etwa Limonaden, Fruchtsäfte, Energydrinks, Mineralwasser und Eistees.

Im Schnitt enthielten die getesteten Getränke den Angaben zufolge 7,8 Prozent Zucker, was laut Foodwatch sechseinhalb Zuckerwürfeln bei einem 250-Milliliter-Glas entspricht.

Lediglich vier der getesteten Produkte würden den Angaben zufolge einen grünen Nutriscore erhalten, also A oder B. Ein Viertel würde mit dem gelben C gekennzeichnet und knapp drei Viertel (74 Prozent) bekämen einen orangenen oder roten Score, als D oder E.

Das Getränk mit dem höchsten Zuckeranteil war ein Energy-Drink mit 15,6 Gramm Zucker auf 100 Millilitern. Eine Dose reicht laut Foodwatch aus, um den Zuckerbedarf eines Kindes oder Jugendlichen um das Dreifache zu übertreffen.

„Der Konsum zuckerhaltiger Getränke im Kindes- und Jugendalter ist ein wesentlicher Risikofaktor für Überge­wicht, Diabetes und Herzerkrankungen“, sagte Berthold Koletzko von der Kinderklinik der Universität Mün­chen laut Foodwatch. Wirksame Maßnahmen zur Verringerung des Konsums von süßen Getränken seien daher „dringend notwendig“.

In Großbritannien wird ab fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter eine Steuer von 18 Pence, umgerechnet rund 21 Cent, fällig. Ab acht Gramm sind es 24 Pence. Die 2018 eingeführte Abgabe führte dazu, dass der Zuckerge­halt in Getränken in Großbritannien zwischen 2015 und 2021 um knapp 30 Prozent sank. In Deutschland ging er in diesem Zeitraum um zwei Prozent zurück.

„Bei der Prävention ernährungsbedingter Krankheiten versagt die deutsche Ernährungs- und Gesundheits­politik auf ganzer Linie“, kritisierte Luise Molling von Foodwatch. Neben einer entsprechenden Steuer forderte ihre Organisation effektive Werbeschranken für ungesunde Produkte und eine gesetzliche Altersgrenze für den Verkauf von Energydrinks. Die Politik setze indes derzeit auf freiwillige Maßnahmen der Industrie, die allerdings nur geringe Auswirkungen hätten.

Die Ergebnisse zeigten „in erschreckender Weise“, dass ein Großteil der Getränke, die gezielt an Kinder ver­mark­tet würden, völlig überzuckert seien, sagte Barbara Bitzer, Sprecherin des Wissenschaftsbündnisses Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

Sie monierte, die Industrie sei sich „scheinbar keiner Verantwortung bewusst“. Es sei inakzeptabel, dass die Gesundheit der Kinder dem Profitstreben der Getränkeindustrie geopfert werde.

afp/may

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