Ausland

Zuckersteuer hält Amerikaner vom Kauf von Soft Drinks ab

  • Mittwoch, 10. Januar 2024
/elenachaykina, stock.adobe.com
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Annapolis – Die Einführung einer Steuer auf mit Zucker gesüßte Getränke in mehreren US-Städten hat die Verkaufszahlen dieser Produkte merklich einbrechen lassen. Das zeigt eine Querschnittstudie, deren Ergeb­nisse jetzt in JAMA Health Forum präsentiert wurden (2023; DOI: 10.1001/jamahealthforum.2023.4737).

Gezuckerte Getränke führen dem Körper vor allem leere Kalorien zu und werden mit Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Adipositas und kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Die Einführung einer Steuer auf diese Getränke („Zuckersteuer“) wird vielerorts als Möglichkeit diskutiert, um den Konsum von zum Beispiel Limonade, Fruchtsaftgetränken und Energy Drinks zu reduzieren.

Dutzende Länder haben bereits verschiedene Arten einer solchen Zuckersteuer eingeführt. In Großbritannien gibt es zum Beispiel seit 2018 die Soft Drinks Industry Levy, eine gestaffelte Steuer, die die Hersteller von zuckergesüßten Getränken zahlen müssen.

Ab 5 Gramm Zucker pro 100 Millilitern müssen 18 Pence (umgerechnet 21 Cent) pro Liter gezahlt werden, ab acht Gramm Zucker 24 Pence. Mexiko verfolgt ein anderes Modell der Zuckersteuer: Seit 2014 werden zuckerge­süßte Getränke um circa zehn Prozent besteuert, sodass die Getränke teurer und dadurch seltener gekauft werden.

Keine Zuckersteuer in Deutschland

Auch für Deutschland gibt es Studien, die zeigen, dass eine entsprechende Zuckersteuer dazu führen würde, dass Erwachsene jeden Tag weniger Zucker konsumieren würden.

Eingeführt wurde eine solche Steuer aber noch nicht, es gibt nur freiwillige Selbstverpflichtungen der Indus­trie. Ein Fakt, der von zahlreichen medizinischen Fachgesellschaften immer wieder kritisiert wird.

In den USA wurde eine Steuer auf gezuckerte Getränke ebenfalls noch nicht flächendeckend, wohl aber in ein­zelnen Städten eingeführt. Darunter sind Boulder (Colorado), Philadelphia (Pennsylvania), Oakland (Kaliforni­en), Seattle (Washington) und San Francisco (Kalifornien).

Scott Kaplan vom Department of Economics der US Naval Academy in Annapolis und seine Koautoren ana­lysierten, wie sich die Preise und das Verkaufsvolumen dieser Getränke in den zwei Jahren nach Einführung der Zuckersteuer entwickelten. Die Stichprobe umfasste insgesamt 5.500 gezuckerte Getränke in 26.338 Ge­schäften in den fünf US-Städten.

Preissteigerungen korrespondieren mit sinkenden Verkaufszahlen

Sie berichten, dass die Preise für die untersuchten gezuckerten Getränke in den zwei Jahren nach Einführung der Zuckersteuer im Schnitt um 33,1 Prozent angestiegen seien. Dies entspricht einer Preissteigerung von etwa 1,3 US-Cent pro 30 Milliliter und bedeutet, dass die Unternehmen die Zuckersteuer zu 92 Prozent an die Kunden weitergegeben haben.

Die Verkäufe von mit Zucker gesüßten Getränken nahmen in den zwei Jahren nach Einführung der Zuckersteuer um durchschnittlich 33,0 Prozent ab. Die Ergebnisse der US-Studie sind damit vergleichbar mit früheren Untersu­chungen in Ländern wie etwa Mexiko, die ebenfalls eine Abnahme des Konsums durch steuerbedingte Preis­erhöhungen zeigten.

Kaplan und seine Kollegen betonen, dass die Preiserhöhungen und die damit korrespondierende Abnahme des Verkaufsvolumens unmittelbar auf die Einführung der Zuckersteuer folgten. Beide Veränderungen blieben auch in den Folgemonaten bestehen. Hinweise darauf, dass die Konsumenten vermehrt in Nachbargemeinden fuhren, um gezuckerte Getränke dort günstiger einzukaufen, gab es in der Studie nicht.

„Da eine Verringerung des Konsums gezuckerter Getränke die Gesundheit der Bevölkerung verbessern könnte, sollte ein breitere Einführung von Steuern auf diese Getränke in Betracht gezogen werden“, schlussfolgern sie.

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