Ausland

Zugesagte Gelder kommen nicht im Jemen an

  • Mittwoch, 14. Juni 2017

Sanaa – Ungeachtet der Not im Jemen sind erst weniger als 30 Prozent der zugesagten Hilfsgelder für das Land eingegangen. Im April hatten die Teilnehmer einer Geber­konferenz 1,1 Milliarden Dollar (rund 981 Millionen Euro) für Maßnahmen gegen die Hungersnot zugesagt. Aber „nur 25 Prozent der Zusagen für das UN-Flüchtlings­hilfswerk (UNHCR) und 29 Prozent der Gelder für einen humanitären Aktionsplan der UNO sind bislang überwiesen worden“, sagte heute die UNHCR-Sprecherin Shabia Mantoo in Sanaa.

Im Jemen sind nach Angaben der Vereinten Nationen 19 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. 10,3 Millionen von ihnen benötigen schnelle, lebensrettende Hilfe. Neben dem Bürgerkrieg, durch den bereits mehr als 8.000 Menschen getötet wurden, macht den Bewohnern des armen Landes eine schwere Dürre zu schaffen. Außerdem bekommt das Land eine schwere Cholera-Epidemie nicht in den Griff.

„Die Bedingungen verschlechtern sich“, sagte Mantoo. Die Zahl der Cholerafälle sei „alarmierend“, zudem hätten die Gesundheitseinrichtungen Probleme, funktionsfähig zu bleiben. „Millionen Menschen im ganzen Land leiden unter Nahrungsmittel­unsicherheit und stehen vor einer Vertreibung“, erklärte die UNHCR-Sprecherin für den Jemen.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz warnte, das jemenitische Gesundheits­system stehe „vor dem Kollaps“. In den vergangenen zwei Wochen seien jeden Tag 5.000 neue Cholerafälle gemeldet worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte kürzlich erklärt, es gebe bereits 100.000 Erkrankte im Jemen, bis Jahresende könnten es 250.000 werden.

Im Jemen kämpfen schiitische Huthi-Rebellen seit Anfang 2015 gegen Truppen des Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi. Seit März 2015 fliegt eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition Luftangriffe gegen mutmaßliche Stellungen der Rebellen. Extremistengruppen wie Al-Kaida und der Islamische Staat (IS) machen sich den Konflikt zunutze, um ihre Macht im Land auszubauen.

Wegen des Konflikts ist das Gesundheitssystem teilweise zusammengebrochen. Mehr als die Hälfte der medizinischen Einrichtungen ist geschlossen. So kann sich die eigentlich leicht zu behandelnde Cholera rasch ausbreiten.

afp

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