Zuweisungen des Gesundheitsfonds an die Krankenkassen variieren erheblich

Berlin – Die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds an die einzelnen Krankenkassen im Rahmen des Risikostrukturausgleichs (RSA) variieren erheblich. Das zeigt eine tabellarische Übersicht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag zur Wirtschaftlichkeit in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Die Zahlen beziehen sich auf die Jahre 2017 und älter.
Demnach erhielt im Jahr 2017 beispielsweise die AOK Plus (2,587 Millionen Mitglieder im Jahr 2017) Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds in Höhe von 10,487 Milliarden Euro. Berechnet auf die damals rund 3,2 Millionen Versicherten der AOK Plus lag die Höhe der Zuweisung aus dem Gesundheitsfonds je Versicherten bei rund 3.277 Euro. Die Einnahmen über den Zusatzbeitragssatz, der von den Versicherten allein getragen wird, belief sich 2017 auf 374 Millionen Euro. Die AOK Plus nahm damals mit 0,6 Prozentpunkten einen recht geringen Zusatzbeitragssatz.
Die DAK-Gesundheit (2017: 4,724 Millionen Mitglieder, 5,826 Millionen Versicherte), die damals mit 1,5 Prozentpunkten zu den Krankenkassen gehörte, die einen hohen Zusatzbeitragssatz nahmen, holte sich darüber 1,997 Milliarden Euro zusätzlich in die Kasse, wie aus der Antwort der Bundesregierung hervorgeht. An Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds hatte die DAK-Gesundheit 2017 rund 19,851 Milliarden Euro erhalten. Das waren pro Versichertem 3.407 Euro und damit fast 130 Euro mehr, als die AOK Plus bekommen hatte. Trotzdem musste die DAK-Gesundheit einen deutlich höheren Zusatzbeitrag nehmen, um ihre Ausgaben decken zu können.
Die Techniker Krankenkasse (TK, 7,46 Millionen Mitglieder, 9,796 Millionen Versicherte im Jahr 2017) erhielt 2017 Zuweisungen in Höhe von 24,413 Milliarden Euro aus dem Gesundheitsfonds. Das sind etwa 2.492 Euro je Versichertem und damit rund 914 Euro weniger, als die DAK-Gesundheit bekam, und 785 Euro weniger, als die AOK Plus an Zuweisungen für ihre Versicherten erhielt. Die TK füllte ihre Kassen über den Zusatzbeitragssatz in Höhe von 1,0 Prozentpunkten mit 1,81 Milliarden Euro auf.
Die Barmer (7,501 Millionen Mitglieder, 9,369 Millionen Versicherte im Jahr 2017) erhielt den Tabellen zufolge damals Zuweisungen in Höhe von 29,697 Milliarden Euro. Damit standen der Barmer pro Versichertem rund 107 Euro weniger zur Verfügung (rund 3.170 Euro) als der AOK Plus. Über den Zusatzbeitrag (1,1 Prozentpunkte) holte sich die Barmer 1,997 Milliarden Euro von ihren Mitgliedern, um die Ausgaben zu decken, wie die Tabelle zeigt.
In der Antwort auf die AfD-Anfrage geht die Bundesregierung nicht auf die Gründe für die enormen Unterschiede in den Zuweisungen ein – die AfD hatte allerdings auch nicht danach gefragt. Die Regierung erklärt aber, dass sich der Wettbewerb zwischen den Kassen aus ihrer Sicht bewährt hat. „Mit der Einführung des Risikostrukturausgleichs (RSA) 1994 und dessen Weiterentwicklung 2009 sei der Wettbewerb zwischen den Krankenkassen in einen solidarischen Rahmen eingebettet worden, um Anreize für eine Risikoselektion zu vermeiden“, heißt es.
Der solidarische Wettbewerb habe seither zu erheblichen Anstrengungen der Krankenkassen geführt, effizienter zu wirtschaften und sorgsam mit Beitragsgeldern umzugehen. Dies sei ein wesentlicher Grund für die Beitragsstabilität, von der die Versicherten in den vergangenen Jahren profitiert hätten, schreibt die Bundesregierung.
Seit Jahren streiten die Krankenkassen über eine ungleiche Mittelverteilung des RSA. Der Verteilungsmechanismus führt nach Ansicht von den Ersatz-, Betriebs- und Innungskrankenkassen zu Wettbewerbsverzerrungen. Sie weisen dabei auf eine Überdeckung der Zuweisungen aus dem RSA für die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) und eine Unterdeckung der anderen Kassen hin und rufen seit Jahren nach einer Reform. Der AOK-Bundesverband spricht sich dagegen aus.
Erst vor Kurzem hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit einem Vorstoß zur Neuordnung der Kassenlandschaft für Aufruhe gesorgt. Er plant, die AOKen bundesweit zu öffnen und den RSA zu überarbeiten.
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