Zwei Magnete im Auge unterdrücken Nystagmus

London – Ein 49-jähriger Mann, der infolge eines paraneoplastischen Syndroms an einem medikations-resistenten Nystagmus leidet, kann dank zwei Magneten im Auge wieder einzelne Gegenstände fixieren. Britische Forscher stellen die Ergebnisse der weltweit ersten Operation dieser Art in Ophthalmology (2017; doi: 10.1016/j.ophtha.2017.05.028) vor.
Bei dem ehemaligen Fernfahrer war es im Rahmen eines Morbus Hodgkin zu einem Upbeat-Nystagmus gekommen. Die unkontrollierbaren, rhythmisch verlaufenden Augenbewegungen hielten auch nach der Radio- und Chemotherapie an. Sie verstärkten sich sogar. Die Ärzte diagnostizierten ein paraneoplastisches Syndrom, das sich unter einer Steroidtherapie nicht besserte und auch auf eine Reihe von Anti-Nystagmus-Medikamenten nicht ansprach.
Da der Nystagmus die Sehfähigkeit und damit die Lebensqualität des Patienten stark beeinträchtigte, entschlossen sich Parashkev Nachev vom Institute of Neurology am University College London und Mitarbeiter zu einer ungewöhnlichen und weltweit bisher nicht durchgeführten Operation.
In zwei Operationen wurden zuerst am rechten und dann am linken Auge zwei Magnete implantiert. Der kleiner Magnet wurde am Musculus rectus inferior befestigt, der den Augapfel nach untern bewegt. Danach wurde der größere Magnet an der Wand der Augapfels festgenäht. Beide Magnete bestehen aus seltenen Erden und sind so stark, dass sie den Upbeat-Nystagmus verhindern. Die Augen kann der Patient dennoch bewegen, da die Magnete den Augapfel fest am Muskelbauch fixieren.
Die Operation war laut Nachev nur möglich, weil die willkürliche Muskelkraft in der Regel größer ist als die Kraft, die zum Nystagmus führt. Die Magnete verhindern, dass die Augen in unangestrengter Ruhe die Bewegung des Augapfels übernehmen.
Die Forscher hatten die beiden Magnete zuvor im Labor getestet und die notwendige Größe berechnet. Der kleinere Muskelmagnet besteht aus gesintertem Samarium-Cobalt. Er hat einen Durchmesser von 3 mm und eine Länge von 1 mm. Der Magnet am Augapfel enthält eine Legierung aus Neodym, Eisen und Bor. Er hat einen Kreisdurchmesser von 3,73 mm und eine Dicke von 2 mm.
Der Patient soll sich schnell von beiden Operationen erholt haben. Die „Oszillopsie“ schwächte sich ab. Die Doppelbilder, die er bereits vor der Operation hatte, blieben aber bestehen. Die Sehstärke verbesserte sich von 6/9 bilateral auf 6/6 links und 6/5-2 rechts.
Der Zustand des Patienten ist laut Nachev in den vier Jahren, die die Operation jetzt zurückliegt, stabil geblieben. Der Mann gehe wieder einer bezahlten Beschäftigung nach und er berichtet über eine erhebliche Verbesserung der täglichen Aktivitäten wie Lesen und Fernsehen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: