Ärzteschaft

Montgomery für Widerspruchslösung in der Organspende

  • Dienstag, 3. April 2018
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Berlin – In der Frage, ob es in Deutschland bei der Organspende einen Systemwandel braucht, hat sich nun auch der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, positioniert. Er persönlich halte die Widerspruchslösung für richtig, sagte der BÄK-Präsident der Frankfurter Allgemeine Zeitung. Aus medizinischer Sicht und aus Sicht der vielen schwerkranken Patienten auf der Warteliste wäre eine solche Regelung der Idealfall.

Montgomery betonte zugleich, eine Debatte um die Widerspruchslösung müsse „mit großer Sensibilität“ geführt werden. Die Frage beträfe viele ethische, religiöse und rechtliche Fragen. „Nichts wäre schädlicher, als wenn die Menschen weiter verunsichert werden und sich diesem wichtigen Thema komplett verschließen“, sagte er.

Politik uneins

Der BÄK-Präsident steht mit seiner Meinung nicht allein. Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, hat sich bereits mehrfach für eine Widerspruchslösung ausgesprochen. Auch der ehemalige Präsident der Ärztekammer Bayern, Max Kaplan, hatte schon für einen Systemwechsel plädiert. Der Deutsche Ärztetag hatte sich zuletzt 2012 damit befasst. Die Forderungen der Ärztekammer­präsidenten gehen über diesen Beschluss allerdings hinaus.

Debatten um die Widerspruchslösung gibt es auch in der Politik. So hat sich etwa der SPD-Politiker Karl Lauterbach wiederholt dafür ausgesprochen. „Wer nicht spenden will, muss vorher ‚Nein’ sagen“, sagte er dem Deutschen Ärzteblattes (DÄ) noch im Januar. Notwendig wäre ein Register, in das sich diejenigen eintragen könnten, die nicht bereit seien zu spenden. „Wir können verlangen, dass sich jeder aktiv erklärt, der seine Organe im Todesfall nicht für das Leben anderer Menschen hergeben möchte“, sagte der Gesundheitspolitiker.

Der Widerspruchslösung eine Absage erteilt damals wie heute die CDU/CSU-Bundestags­fraktion. „Dies widerspricht unserer Philosophie und unserem freiheitlichen Menschenbild“, hatte eine Sprecherin der Fraktion im Januar dem Deutschen Ärzteblatt gesagt. Sie betonte, nötig seien vielmehr deutlich mehr Aufklärung und Sensibi­lisierung der Bevölkerung. In der FAZ betonte die gesundheitspolitische Sprecherin der Union, Karin Maag, heute, sie könne sich derzeit „nicht vorstellen“, dass man ernsthaft über eine Widerspruchsregelung nachdenken werde.

may/EB

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