Politik

Ständige Impfkommission empfiehlt Coronaimpfung für Zwölf- bis 17-Jährige

  • Montag, 16. August 2021
/picture alliance, Frank Hoermann, SVEN SIMON
/picture alliance, Frank Hoermann, SVEN SIMON

Berlin – Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat sich für Coronaimpfungen für alle Kinder und Jugend­lichen ab zwölf Jahren ausgesprochen. Das gab das Gremium heute bekannt.

Auf der Grundlage neuer Überwachungsdaten, insbesondere aus dem amerikanischen Corona-Impfpro­gramm mit nahezu zehn Millionen geimpften Kindern und Jugendlichen, könnten mögliche Risiken der Impfung für diese Altersgruppe jetzt zuverlässiger quantifiziert und beurteilt werden, so die STIKO.

Nach sorgfältiger Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten komme man zu der Einschätzung, „dass nach ge­genwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfne­ben­wirkungen überwiegen“.

Daher habe die STIKO entschieden, ihre bisherige Einschätzung zu aktualisieren und eine allgemeine COVID-19-Impfempfehlung für zwölf- bis 17-Jährige auszusprechen. Der entsprechende Beschlussent­wurf sei bereits in das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren gegangen.

Die STIKO hatte am 10. Juni 2021 für Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren eine COVID-19-Impfung nur bei bestimmten Indikationen (Vorerkrankungen mit erhöhtem Risiko für schweren COVID-19-Verlauf; vulnerable Personen ohne ausreichenden Immunschutz im persönlichen Umfeld; berufliche Exposition gegenüber SARS-CoV-2) ausgesprochen und ansonsten auf die Möglichkeit der Impfung nach individueller Aufklärung und Nutzen-Risiko-Abwägung hingewiesen.

Auch im Rahmen der aktualisierten Empfehlung soll die Coronaimpfung nach ärztlicher Aufklärung zum Nutzen und Risiko erfolgen. Die Empfehlung ziele in erster Linie auf den direkten Schutz der geimpften Kinder und Jugendlichen vor COVID-19 und den damit assoziierten psychosozialen Folgeerscheinungen ab. Die STIKO spricht sich zudem ausdrücklich dagegen aus, dass bei Kindern und Jugendlichen eine Impfung zur Voraussetzung sozialer Teilhabe gemacht wird.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bezeichnete es als „gute Nachricht“, dass sich die STIKO nun für Coronaimpfungen für alle Kinder ab zwölf Jahren ausspricht. „Eltern und Jugendliche haben da­mit eine klare Empfehlung, sich für die Impfung zu entscheiden“, sagte Spahn heute. „Die Fakten spre­chen für die Impfung, ausreichend Impfstoff für alle Altersgruppen ist da.“ Wenn gewünscht, könnte eine Impfung noch in dieser Woche stattfinden.

Seltene Nebenwirkungen

Zwar müssten die sehr seltenen, bevorzugt bei jungen männlichen Geimpften, im Zusammenhang mit der Impfung beobachteten Herzmuskelentzündungen als Impfnebenwirkungen gewertet werden, so die STIKO. Unter der entsprechenden medizinischen Versorgung habe aber die Mehrzahl der Fälle einen un­komplizierten Verlauf.

Umgekehrt wiesen neuere Untersuchungen aus dem Ausland darauf hin, dass Herzbeteiligungen durch­aus auch bei COVID-19-Erkrankungen auftreten. Zudem seien bisher keine Signale für weitere schwere Nebenwirkungen nach mRNA-Impfung aufgetreten, insbesondere auch nicht bei Kindern und Jugend­lichen.

Die STIKO berücksichtigte zudem aktuelle mathematische Modellierungen, nach denen für Kinder und Jugendliche durch die nun dominierende Delta-Variante ein deutlich höheres Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion in einer möglichen vierten Infektionswelle bestehe. Unsicher bleibe bislang, ob und wie häufig Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen auftritt.

Im Rahmen der Ankündigung der aktualisierten Impfempfehlung verwies die STIKO auf ihre Unabhän­gig­keit: Man erarbeite „ausschließlich auf der Basis der verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz die best­möglichen Impfempfehlungen für die Bevölkerung in Deutschland“.

Dabei berücksichtige man stets den aktuellen nationalen wie auch den internationalen Wissensstand und entwickele ihre COVID-19-Impfem­pfehlung entsprechend fortlaufend weiter.

Über eine allgemeine Coronaimpfempfehlung für Jugendliche wird bereits seit längerem kontrovers diskutiert. Nach dem Verzicht auf eine solche Bewertung durch die STIKO im Juni war das Gremium aus der Politik teils heftig kritisiert worden.

Eine Impfung ist jedoch auch ohne STIKO-Empfehlung erlaubt. Es gibt COVID-19-Impfstoffe, die für Zwölf- bis 17-Jährige regulär zugelassen sind. Vor diesem Hintergrund ließen sich auch schon zahlreiche Jugendliche impfen.

aha/dpa/afp

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