Deutsche Krebshilfe will fünf neue Zentren mit 50 Millionen Euro fördern

Berlin – Das Spendenergebnis, dass die Deutsche Krebshilfe im Jahr 2016 erzielt hat, übertrifft alle Vorjahre. Mit fast 250 Millionen Euro liegen die Einnahmen etwa 100 Millionen Euro über dem Vorjahr. Damit will die Deutsche Krebshilfe unter anderem ein neues Förderprogramm für den wissenschaftlichen Nachwuchses finanzieren. Der Vorstandsvorsitzende Gerd Nettekoven vekündete in diesem Zusammenhang heute in Berlin die Ausschreibung von fünf Mildred-Scheel-Nachwuchszentren. Auch das Geheimnis der ungewöhnlich hohen Gesamteinnahmen wurde gelüftet.
Im Herbst informierte ein Testamentvollstrecker die Deutsche Krebsgesellschaft über eine Erbschaft von Wolfgang Bader, früherer Mitgesellschafter des Baderversandes in Pforzheim. Er vererbte der gemeinnützigen Organisation 141,4 Millionen Euro und somit mehr als die Hälfte der Einnahmen aus 2016. Nettekoven sieht die große Einzelspende sowie weitere Spenden aus 550 Nachlassfällen als Bestätigung für die Arbeit der Deutschen Krebshilfe und bedankte sich für das Vertrauen der Spender. Hinzu kamen fast 380.000 Einzelspenden von Privatpersonen und Firmen mit einer Summe von insgesamt 28,6 Millionen Euro, die Beiträge des Mildred-Scheel-Förderkreises, die Erlöse aus Aktionen und Veranstaltungen, Kondolenzspenden sowie Zuweisungen aus Geldauflagen zugunsten der Deutschen Krebshilfe.
Aus dem Geschäftsbericht geht auch hervor, dass vor allem zwei Projekte im Jahr 2016 finanziell berücksichtigt wurden: Fast 60 Millionen für klinische und wissenschaftliche Strukturmaßnahmen, was zum größten Teil den 13 onkologischen Spitzenzentren zugutekommt. Sowie fast 55 Millionen Euro für die Nachwuchsförderung. Die aufgelisteten Beträge berücksichtigen jedoch einen Zeitraum von drei Jahren, um die zugesagten Förderungen für die Zukunft sicherzustellen, teilte Nettekoven mit.
Neues Förderprogramm als Vorbild für die Gesundheitspolitik
Ein besonderes Anliegen der Deutschen Krebshilfe ist es, den Forschungsstandort Deutschland attraktiver zu gestalten. Laut Martin Eilers, dem Vorsitzenden des Fachausschusses Forschung und des Beirats der Deutschen Krebshilfe, verlieren Universitäten zu viele junge Forscher an die Pharmaindustrie. In seinem Team waren es 29 von 30 wissenschaftlichen Mitarbeitern. Die Arbeitsbedingungen an Universitäten seien zu schlecht und bieten keine langfristige Perspektive, begründete Eilers die Verluste.
Mit dem neuen Förderprogramm zur Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Krebsforschung will die Deutsche Krebshilfe eine modellhafte Strukturförderung anschieben. Das Programm wird an fünf medizinischen Fakultäten den Aufbau nachhaltiger Strukturen ermöglichen. Diesen Mildred-Scheel-Nachwuchszentren werden über fünf Jahre je zwei Millionen Euro pro Jahr zugesichert.
Die Deutsche Krebshilfe erwartet, dass die Wissenschafts- und Gesundheitspolitik auf ihre Initiative reagiert und langfristig flächendeckend Strukturverbesserungen ermöglicht. Die Ausschreibung für das Förderprogramm wurde heute veröffentlicht. Das entscheidende Kriterium bei der Auswahl werde die translationale Forschung sein, sagte Eilers. „Das Programm setzt auf eine Verzahnung von Naturwissenschaftlern als auch Medizinern.“
Weiterhin stellte die Organisation Mittel für Projekte zur Verbesserung der psychosozialen und psychoonkologischen Versorgung, beispielsweise für 18 Krebsberatungsstellen sowie für die wichtige Arbeit von Krebs-Selbsthilfeorganisationen, bereit – rund neun Millionen Euro. Mit 4,7 Millionen Euro unterstützte die Deutsche Krebshilfe insgesamt 8.250 krebskranke Menschen im Rahmen ihres Härtefonds. Rund 10.000 Menschen nahmen den Informations- und Beratungsdienst – das Infonetz Krebs – in Anspruch.
Studie zu Methadon in der Krebstherapie beantragt
Ob auch eine klinische Studie zum Nutzen von Methadon in der Krebstherapie finanziert wird, steht noch offen. Nettekoven bestätigte, dass ein entsprechender Antrag unter anderem von Wolfgang Wick, Direktor der Neurologischen Klinik in Heidelberg, bei der Deutschen Krebshilfe eingereicht wurde. Aufgrund von Medienberichten wurde bei vielen Patienten der Eindruck geweckt, dass die heilende Wirkung bereits bewiesen sei. Dabei gibt es so gut wie keine geprüften präklinischen Studien, die als Voraussetzung für eine klinische Studie gelten. Das Deutsche Ärzteblatt hat berichtet.
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