Medizin

2 Impfstoffe gegen MERS in Phase-1-Studie sicher

  • Dienstag, 21. April 2020
/REDPIXEL, stock.adobe.com
/REDPIXEL, stock.adobe.com

Hamburg und Oxford − Während dringend nach einem effektiven Impfstoff gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 gesucht wird, haben sich 2 Impfstoffkandidaten gegen das verwandte MERS-CoV in Phase-1-Studien als sicher erwiesen. Die in Lancet Infectious Diseases (2020; DOI: 10.1016/S1473-3099(20)30248-6 und 30160-2) publizierten Ergebnisse dokumentieren auch eine Immunantwort gegen das Virus.

Von den 3 Coronaviren, die tödliche Infektionen auslösen können, ist MERS-CoV das gefährlichste. Von den bisher bekannt gewordenen 2.519 Erkrankungen endeten 866 tödlich, was eine Case-Fatality-Rate von 34,3 % ergibt. Die meisten Erkrankungen treten in Saudi-Arabien auf, wo Dromedare das natürliche Reservoir bilden. Der Ausbruch in Südkorea im Jahr 2014, wo 186 Menschen erkrankten, von denen 38 starben, zeigt jedoch, das MERS das Potenzial für eine Pandemie hat.

Die aktuelle Situation mit COVID-19 zeigt, wie wichtig ein Impfstoff wäre, der im Notfall rasch hergestellt werden könnte. 2 Forscherteams haben inzwischen die ersten klinischen Tests zu 2 MERS-Impfstoffen abgeschlossen.

Beide Impfstoffe benutzen ein harmloses Virus als Vehikel. In der Arbeitsgruppe um Sarah Gilbert von der Universität Oxford handelt es sich um die Variante ChAdOx1 eines bei Schimpansen kursierenden Adenovirus, das nicht in der Lage ist, sich zu replizieren. Es wurde mit dem Spike-Protein des MERS-CoV ausgestattet.

Das Team um Marylyn Addo vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) benutzt einen Impfstoff auf der Basis des modifizierten Vaccinia-Ankara-Virus (MVA), das ursprünglich als Pockenimpfstoff entwickelt wurde. Zum Umbau in einen MERS-Impfstoff wurde es ebenfalls mit dem Spike-Protein von MERS-CoV ausgerüstet.

Die beiden Impfstoffviren sind als sicher bekannt. Ob dies nach der Ausstattung mit dem Spike-Protein immer noch der Fall ist, wurde in den beiden Phase-1-Studien geprüft. In Oxford erhielten 24 gesunde Probanden eine einmalige Impfung, wobei zunehmend steigende Dosierungen erprobt wurden. In Hamburg wurden 26 gesunde Probanden geimpft, wobei hier 2 Impfungen vorgesehen waren. Auch hier wurde die Impfdosis im Verlauf der Studie langsam gesteigert, um eventuelle Grenzen der Verträglichkeit zu erkunden.

Beide Impfstoffe haben den Sicherheitstest bestanden. Beide haben eine Immunreaktion erzielt. Ob sie ausreicht, um Menschen vor einer Infektion zu schützen, ist noch unklar. Der ChAdOx1-MERS-Impfstoff erzielte bei 18 von 24 Patienten (75 %) eine auch nach 180 Tagen noch nachweisbare Antikörperreaktion. Am Tag 364 waren noch 13 von 29 Teilnehmern geschützt. Der MVA-MERS-Impfstoff scheint etwas schwächer zu sein. Nur 3 von 22 Probanden (14 %) hatten nach 180 Tagen noch nachweisbare Antikörpertiter.

Beide Gruppen wollen die Entwicklung ihrer Impfstoffs fortsetzen. Gegen SARS-CoV-2 wäre er vermutlich nicht wirksam. Beide Viren gelangen über unterschiedliche Rezeptoren in die Zellen. MERS-CoV benutzt den DPP4-Rezeptor, während SARS-CoV-2 am ACE2-Rezeptor andockt.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung