Ärzteschaft

Ärzte warnen vor Abwertung des Arztberufs

  • Donnerstag, 30. März 2017
/Fotoimpressionen, stock.adobe.com
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Berlin – Pläne der CDU, nicht ärztliche Gesundheitsberufe aufzuwerten und ärztliche Leistungen vermehrt zu delegieren, beunruhigen verschiedene Ärzteorganisationen. „Die CDU bekennt sich explizit zur Delegation ärztlicher Leistungen, meint aber damit die Substitution, den Ersatz ärztlicher Leistungen“, sagte der Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, Dirk Heinrich. Substituierte Leistungen seien aber keine ärztlichen Leistungen mehr.

Das sieht der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) ebenso. „Von Delegation zu sprechen, aber die Substitution voranzubringen, findet unseren aktiven Widerstand“, sagte Christian Albring aus dem Vorstand des SpiFa. „Durch derartige Vorhaben werden nicht nur der Beruf und die Kompetenz des Arztes grundsätzlich infrage gestellt, es wird zudem das Patientenwohl gefährdet“, warnte Hanjo Pohle, Vizepräsident der Landes­ärz­te­kammer Brandenburg.

NAV, SpiFa und Ärztekammer beziehen sich mit ihrer Kritik auf Äußerungen von Bundes­­ge­­sund­heitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor wenigen Tagen auf einem Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin. „Die Diskussion um eine Dele­gation beziehungs­weise Substitution ärztlicher Leistungen gibt es schon lange. Bislang sind wir dabei aller­dings weit hinter dem zurückgeblieben, was die Versorgung heute braucht“, hatte der Mi­nister dort gesagt.

Eine „Neujustierung des Verhältnisses zwischen Ärzten und nicht ärzt­lichen Gesund­heits­berufen hin zu mehr Partnerschaft auf Augen­höhe müsse gut abge­wogen sein und durchdacht werden“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unions­fraktion, Georg Nüßlein, „vor allem in der Frage: ‚Was wird delegiert und was substitu­iert?‘“, so der Fraktionsvize.

Mit dem Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) hat die Bundesregierung bereits entsprechende Schritte eingeleitet. Das Gesetz verpflichtet die Krankenkassen, in Mo­dell­projekten sogenannte Blankoverordnungen von Heilmitteln zu erproben, bei denen der Arzt weiterhin Heilmittel verordnet, die Heilmittelerbringer die Auswahl und Dauer der Therapie jedoch selbst bestimmen.

Auf dem Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion forderte die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands der Heilmittelverbände, Ute Repschläger, dass die Patienten einen direkten Zugang zu den Heilberufserbringern erhalten. Dann solle der Patient entschei­den können, wer der Fachmann seiner Wahl sei, so Repschläger.

„Hier liegt klar eine Kompetenzüberschreitung vor. Man kann ein Medizinstudium und ei­ne Facharztausbildung nicht mit nicht ärztlichen Gesundheitsberufen vergleichen oder gar ersetzen“, sagte der Präsident der Landesärztekammer Brandenburg, Frank-Ullrich Schulz. „Darüber hinaus bewirkt zum Beispiel die Substitution im Bereich der Physio­the­ra­pie oder Logopädie, wie sie jetzt schon vorgesehen sei, nur Kostenerhöhungen und einen Kontrollverlust über Dauer und Qualität der Therapie“, warnte Heinrich.

hil

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