Politik

Nutzen von Telemonitoring bei Herzpatienten unklar

  • Mittwoch, 9. August 2017
/pitb_1, stock.adobe.com
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Köln – Der Nutzen oder Schaden des Telemonitorings von Patienten mit Herzinsuffi­zienz oder ventrikulären Tachyarrhythmien ist unklar. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in einem Vorbericht zum Thema.

„Zum einen fallen die Behandlungsergebnisse bei einer ganzen Reihe von Zielkriterien mit Telemonitoring weder besser noch schlechter aus als ohne. Zum anderen sind zu unerwünschten Ereignissen und zur Lebensqualität mangels Daten gar keine Aussagen möglich“, berichten die Wissenschaftler des Instituts. Das IQWiG nimmt bis zum 5. Sep­tem­ber Stellungnahmen zu dem Bericht entgegen.

Herzinsuffizienz häufige Erkrankung

Herzinsuffizienz ist eine häufige Erkrankung gerade bei älteren Menschen und gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Ventrikuläre Tachyarrhythmien treten bei Herzinsuffizienz häufig auf. Sie können im schlimmsten Fall einen plötzlichen Herz­tod verursachen. Häufig implantieren Ärzte den Patienten aktive kardiale Aggregate. Sie sollen entweder eine Defibrillation oder eine Überstimulation auslösen oder die Kontraktion von linker und rechter Herzkammer synchronisieren. Ein dritter Gerätetyp kombiniert beide Funktionalitäten.

Eine regelmäßige Nachsorge ist geboten, wobei Patienten in festen Zeitabständen, in der Regel alle drei Monate, zu ihrem Arzt kommen. Prinzipiell ermöglichen heutzutage alle Gerätetypen auch das Telemonitoring. Dabei werden physiologische Daten an die Praxis oder eine andere medizinische Einrichtung übermittelt und überwacht. Die Patienten können bei Bedarf unabhängig von den regulären Nachsorgeterminen ein­bestellt werden, um diagnostische oder therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Das Telemonitoring soll den Arztbesuch aber auch teilweise ersetzen können.

Das IQWiG konnte für seine Bewertung auf die Daten von 8.500 Patienten im Rahmen von 16 Studien zurückgreifen. „Bei nichtmedikamentösen Verfahren gibt es selten eine so breite Datenbasis“, hieß es aus dem Institut. In diesen Studien erhielten die Teil­nehmer entweder nur die Standardnachsorge oder sie wurden zusätzlich per Tele­monitoring fernüberwacht.

Keine oder keine relevanten Unterschiede

Allerdings zeigen die Daten laut IQWiG bei den meisten Endpunkten keine oder keine relevanten Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen. Für die Sterblich­keit, das Auftreten von Schlaganfällen oder Herzinfarkten gilt das ebenso wie für die Notwendigkeit von Klinikaufenthalten oder das Auftreten von psychischen Problemen.

Zum möglichen Nutzen oder Schaden von zwei wichtige Endpunkte können die IQWiG-Wissenschaftler keine Angaben machen: Für rund 40 Prozent der Teilnehmer sind keine Ergebnisse zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen der Therapie verfügbar. Bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität fehlen diese Studiendaten sogar bei 81 Prozent der Teilnehmer.

Laut IQWiG ist die Kooperation mit Herstellern „verbesserungsfähig“ – das Verfahren zur Übermittlung von Daten „hake bei vielen Studien“. „Hier müssen wir noch nach­bessern! Wir hoffen aber, dass uns das Stellungnahmeverfahren zum Vorbericht hier weiterbringt“, sagte der stellvertretende Leiter des IQWiG, Stefan Lange.

Bei Studien, die nicht von der Industrie, sondern von Wissenschaftlern aufgelegt würden, sei die Situation aber nicht besser, ergänzte er. Der IQWiG-Vorbericht zum Telemonitoring zeige, dass häufig noch nicht einmal das geplante Vorgehen veröffent­licht werde. „Hier muss sich dringend etwas ändern“, fordert der stellvertretende Leiter des IQWiG. „Klinische Studien haben keinen Selbstzweck, vielmehr müssen alle ihre Resultate so rasch wie möglich öffentlich verfügbar sein. Ohne dieses Wissen können Patienten keine informierte Entscheidung treffen“, so Lange.

hil

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