Hausärzte fühlen sich von Krankenkassen zunehmend gegängelt

Köln – Der Deutsche Hausärzteverband (DHÄV) hat dem GKV-Spitzenverband in einem offenen Brief vorgeworfen, sich in die ärztliche Selbstverwaltung einzumischen sowie Ärzte und ihre Patienten gegeneinander ausspielen zu wollen. Damit reagierten die Hausärzte auch auf Äußerungen des GKV-Spitzenverbands, die vom Gesetzgeber gewollte Ausweitung der Sprechstundenzeiten nicht finanzieren zu wollen.
„Ihre zunehmenden Bestrebungen, unmittelbar in den Praxisalltag der Ärzte einzugreifen, beispielsweise im Rahmen der Ausgestaltung der Sprechstundenzeiten, sind ein Versuch, den freien Beruf des Arztes zu normieren“, heißt es in dem Schreiben. Dies werde der Hausärzteverband nicht hinnehmen.
Hausärzte weisen Vorwürfe zurück
Auch den Vorwurf der Krankenkassen, Probleme bei der Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung seien auf mangelnde Leistungsbereitschaft der niedergelassenen Allgemeinmediziner zurückzuführen, wies der Verband entschieden zurück. Die Aussagen der Kassen belegten eine zunehmende Entfremdung mit dem Versorgungsalltag, kritisierte Verbandschef Ulrich Weigelt mit Verweis auf die überdurchschnittlich hohe Arbeitsbelastung der Hausärzte.
Jüngste Erhebungen zeigten im Gegenteil, dass Hausärzte im Durchschnitt 53 Stunden pro Woche arbeiteten. Ein Grund für die hohe Belastung sei die stetig zunehmende bürokratische Belastung. „Zu dieser tragen die Krankenkassen maßgeblich bei“, schrieb Weigeldt.
Statt sich in hausärztliche Belange einzumischen, solle der GKV-Spitzenverband sich lieber für eine Neuausrichtung der Gesundheitsversorgung am gesellschaftlichen Bedarf einsetzen. Dazu gehöre unter anderem, Hausbesuche auf Basis einer betriebswirtschaftlichen Kalkulation zu vergüten und die Hausarztverträge, Geratrie, Palliativmedizin und Gesprächsleistungen zu stärken. Außerdem müsse es eine gemeinsame Initiative von Krankenkassen und Ärzten zur „Bekämpfung des Bürokratiewahnsinns“ geben.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Mindestzahl an wöchentlichen Sprechstunden von 20 auf 25 erhöhen. Damit sollen unter anderem die Wartezeiten für Patienten verkürzt werden. Die Ärzte kritisieren die Pläne.
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