Notaufnahmen verursachen eine Milliarde Euro Verlust für Krankenhäuser

Leipzig – Die Versorgung von Patienten in der Notaufnahme verursacht für die Krankenhäuser in Deutschland jedes Jahr einen Fehlbetrag von rund einer Milliarde Euro. Das rechnet jetzt der Leipziger Krankenhausökonom Wilfried von Eiff in einer erweiterten Neuauflage des Buchs „Management der Notaufnahme“ vor. Die Größenordnung des von ihm errechneten Verlustes deckt sich mit Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) vom vergangenen Jahr. Allerdings bezieht sich die Berechnung nur auf die Versorgung in den Notaufnahmen. Mögliche Mehreinnahmen der Kliniken durch stationäre Aufnahmen aus der Notaufnahme heraus bleiben ausgeblendet.
Der demografische Wandel und Änderungen in den ambulanten Notdienststrukturen führten zu einem starken Anstieg der Behandlungen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser, schreibt von Eiff. Jedes Jahr wachse das Patientenaufkommen um vier bis sieben Prozent. Zuletzt hätten in den rund 2.000 Kliniken mehr als 20 Millionen Patienten eine medizinische Versorgung erhalten. Die durchschnittlichen Kosten, die ein ambulanter Notfallpatient bei der Behandlung in einer Krankenhaus-Notaufnahme verursacht, lägen bei 126 Euro, so der Krankenhausökonom. Demgegenüber stünden im Schnitt Erlöse pro Fall in Höhe von nur 32 Euro.
„Die Notaufnahmen der Krankenhäuser sind vielerorts stark überlastet und absolut unterfinanziert“, erklärte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, im vergangenen Jahr anlässlich der Veröffentlichung eines Gutachtens zur ambulanten Notfallversorgung im Krankenhaus. Mehr als zehn Millionen ambulante Notfälle führten zu rund einer Milliarde Euro nicht gedeckter Kosten, rechnete auch Baum vor.
Nach Darstellung von Eiffs ist die Wirtschaftlichkeit der Notaufnahme eine wesentliche Erfolgsvoraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit eines Krankenhauses. „Die Notaufnahme ist eine wichtige Organisationsdrehscheibe im Krankenhausbetrieb, da zwischen 30 und 70 Prozent aller Patienten über die Zentrale Notaufnahme aufgenommen werden“, so seine Darstellung.
Die Versorgung von Patienten in den Notaufnahmen der Krankenhäuser ist in der Diskussion: Laut einem Gutachten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) sind die Patientenzahlen in den Notfallambulanzen von Krankenhäusern nach dem Wegfall der Praxisgebühr im Jahr 2013 sprunghaft angestiegen.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, forderte daher schon im vergangenen Herbst die Politik auf, „nun die richtigen Steuerungssignale zu senden“. „Krankenhäuser erhalten für die stationäre Aufnahme eines Patienten stets höhere Vergütungen als für eine ambulante Behandlung. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Aufnahmen direkt aus Notfallambulanzen den allgemeinen Fallzahlanstieg in Krankenhäusern antreiben“, erläuterte Gassen.
„Es entspricht weder medizinisch dem Sinn und Zweck von Krankenhausambulanzen noch ist es ökonomisch vertretbar, erste Anlaufstelle für alle Anliegen der Patienten zu sein“, betonte der KBV-Vorstandsvorsitzende.
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